Als ehemaliger Kriegsheld ist Geheimdienstoffizier Leo Demidow ein geachteter Mann in Moskau im Jahr 1953. Sein Linientreue gerät ins Wanken, als ein offenkundiger Mord an einem kleinen Jungen, der nackt und verstümmelt auf den Bahngleisen gefunden wird, zum Unfall erklärt wird - denn offiziell gibt es unter Stalin in der Sowjetunion keine Verbrechen. Gleichzeitig versucht ein gekränkter Kollege ihn zu denunzieren, was nicht nur Leo, sondern auch seine ganze Familie in Gefahr bringt. Doch auch nach seiner Strafversetzung und -degradierung ermittelt er weiter, denn es stellt sich heraus, dass noch viel mehr Kinder auf die gleiche Weise ermordet worden sind. Leo muss weiter viel riskieren, bis er schließlich den Mörder findet.
Kind 44 von Tom Rob Smith ist ein düsteres Buch, das eindringlich die deprimierenden Zustände der sowjetischen Gesellschaft dieser Zeit veranschaulicht. Dabei geht es nicht nur um die Arbeit der Geheimpolizei mit ihren Denunzierungen und Foltermethoden, sondern auch um die Strafverfolgung allgemein, die Problematik der Homosexualität und der allgemeinen Ungerechtigkeit des Systems. Deutlich wird, dass der Staat es zugunsten der Ideologie billigend in Kauf nimmt, dass Unschuldige verbannt, versklavt und getötet werden, um den Schein einer funktionierenden Gesellschaft zu wahren.
Dem Serienmörder liegt der historische Fall des Andrei Romanowitsch Tschikatilo zugrunde, der zwischen 1978 und 1990 über 50 Menschen tötete, den der Autor mit einer persönlichen familiären Geschichte verknüpft.
Die Auflösung und der Showdown hatten meines Erachtens nach Schwächen und es lief dann alles ein kleines Bisschen zu glatt für Leo Deminow und das Ende driftete ins Klischeehafte/Kitschige ab. Insgesamt ist Kind 44 aber zurecht mehrfach ausgezeichnet worden.
Tom Rob Smith, Kind 44. Lübbe Audio 2008.
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