Wednesday, December 23, 2020

E.M. Forster - Die Maschine steht still

Die in ihrer Kürze sehr beeindruckende Kurzgeschichte Die Maschine steht still von E.M. Forster (1879-1970) wurde erstmals 1909 veröffentlicht. Darin wird geschildert, wie eine unterirdisch, in kleinen Zellen lebende Menschheit von "der Maschine" versorgt wird. Diese wurde von der Menschheit zu eben diesem Zweck erschaffen, aber sie kontrollieren sie nicht mehr. Verschiedene technische und technologische Errungenschaften füttern die in Selbstisolation lebenden Menschen mit Nahrung und ermöglichen Informationsaustausch und Kommunikation über etwas, das entfernt an das Internet und Messengerdienste erinnert. Reale physische Kontakte kommen so gut wie nicht vor, da sich die Menschen kaum aus ihren Zellen bewegen und sich vor dem Draußen sogar fürchten.
So hat die Protagonistin Vashti ihren Sohn Kuno jahrelang nicht gesehen, bis er sie drängt, sie zu besuchen, was sie nur widerwillig tut. Sie ist entsetzt, als er ihr von seinem nicht genehmigten Ausflug auf die Erdoberfläche berichtet und distanziert sich von ihm.
Die Kurzgeschichte endet mit dem Zusammenbruch des Systems und erfüllt damit den Titel - Die Maschine steht still. Die Menschen geraten in Panik und Kuno und Vashti erkennen in ihren letzten Augenblicken, dass persönliche Beziehungen am wertvollsten sind und die Maschine ein Irrtum war.

Selbstgewählte, totale mentale Abhängigkeit von technischen Geräten, die uns von den wahrlich wichtigen Beziehungen in unserem Leben ablenken, wahre Kommunikation und Begegnung verhindern. Es ist erschreckend, was uns eine über 100 Jahre alte Dystopie vor Augen führen kann.
[legt Smartphone zur Seite...]

E.M. Forster, Die Maschine steht still. Hoffmann und Campe, Hamburg 2016.

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