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Das Buch ist ein Bestseller in zahlreichen Ländern und ist eine heitere und unterhaltende Lektüre, gut lesbare Belletristik mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte (wobei diese in gewisser Weise in Mode und dadurch auch schon wieder nicht mehr so ungewöhnlich sind...). Diese Art Roman fällt gewöhnlich nicht in mein "Beuteschema", aber ich habe mich durchaus amüsiert und die 350 Seiten zügig inhaliert.
Hier kommt das "Aber": Das Asperger-Syndrom und andere vergleichbare Störungen, die dazu führen, dass Menschen in ihrem Verhalten nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, wirken auch in der Realität oft seltsam, teilweise witzig, nerdy. Man lächelt, man lacht, während die Betroffenen nicht freiwillig zum Objekt dieser Belustigung werden. Tatsächlich beschreibt Don Tillmann an einer Stelle sogar, wie er zum "Klassenclown" wurde, weil man sein Verhalten lustig fand, obwohl er eigentlich Kritik hatte üben wollen - es war dann für ihn aber einfacher, die lustige Rolle zu übernehmen. Wir kennen dieses Phänomen aus vielen Filmen und Büchern, sie unterhalten uns und informieren uns bestenfalls nebenbei über Handicaps und psychische Erkrankungen.
Akurate Darstellungen sind dies aber selten und deswegen ist es fraglich, ob diese Bücher und Filme dazu führen, dass wir sensibler mit den Betroffenen umgehen. Vermutlich werden wir doch weiterhin darüber lächeln, oder? Führt dies zu mehr Verständnis oder zu einer Verbesserung für die Menschen selbst? Natürlich ist dies ein Anspruch, den humorvolle Belletristik nicht erfüllen kann und will. Dennoch bleibt da das Gefühl einer verpassten Chance für die Menschen mit Asperger-Syndrom, die sicher nicht nur belächelt, sondern ernst genommen werden wollen.
Graeme Simsion, Das Rosie-Projekt. Fischer, Berlin 2013.
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