Wednesday, July 29, 2015

Veronica Roth - Die Bestimmung

Veronica Roths Divergent-Trilogie spielt in einer dystopischen Stadt, in der jede und jeder Jugendliche sich entscheiden muss, welcher der fünf Fraktionen sie oder er sein weiteres Leben lang angehören möchte. Die Fraktionen orientieren sich an bestimmten Charaktereigenschaften: Altruan – die Selbstlosen. Candor – die Freimütigen. Ken – die Wissenden. Amite – die Friedfertigen und Ferox – die Furchtlosen.
Die Fraktionen entstanden ursprünglich, um Ausgewogenheit und Frieden zu schaffen, denn in ihren jeweiligen Gegenteilen sah man die Auslöser des Konflikt, der die vorherige Welt zerstört hat. Wie leider bei so vielen Dystopie-Romanen erfährt man weiter nichts über die Gründe, die zur Zerstörung der alten Welt geführt haben, sondern bekommt nur einen (relativ vagen) Eindruck des Ist-Zustands.
Mit Beatrice hat Veronica Roth eine Protagonistin erschaffen, die sich in einer andauernden Reflexion über sich selbst, ihr Verhalten und ihre Stärken und Schwächen befindet. Denn sie ist eine "Unbestimmte", bei ihren Tests gab es kein eindeutiges Ergebnis, zu welcher Fraktion sie gehören soll. Beatrice entscheidet sich nicht für die Fraktion ihrer Familie, sondern wechselt von den Altruan zu den Ferox. Während sie dort die Grundausbildung und Prüfungen durchläuft, ist sie immer wieder unsicher, ob sie das Richtige tut, und gerade darin liegt ihre Besonderheit. So kann sie Strukturen und Beweggründe reflektieren, wo andere nur tun, was von ihnen erwartet wird.
Parallel zu dieser persönlichen Entwicklung und dem inneren Monolog (und der unvermeidlichen Liebesgeschichte mit einem anderen Unbestimmten namens Tobias) wird der gesellschaftliche Konflikt aufgebaut - die Ken sind unzufrieden mit ihrer geringen Machtposition und wollen nicht mehr von den Altruan regiert werden. Sie gehen daher ein Bündnis mit den Ferox ein, die zu einer Art ausführendem Heer degradiert werden. Diese Zusammenhänge werden für meinen Geschmack etwas holprig ausgeführt und auch die Geschehnisse im letzten Fünftel des ersten Bandes sind stark gerafft im Vergleich zum eher langsamen Erzähltempo während der Ausbildung von Beatrice. Plötzlich sind die mutigen Ferox nur noch eine Masse von ausführenden Tötungsrobotern und Beatrice und Tobias müssen fliehen, da sie immun sind gegen das Serum, dass den Willen der anderen unterwirft. Ungewöhnlich ist das Präsens als Erzählzeit, zusammen mit der Ich-Perpektive erzeugt das einen sehr persönlichen Blickwinkel.
Insgesamt ist Die Bestimmung kein schlechter Auftakt - der Blick auf die dystopische Gesellschaft wird sich hoffentlich in den Folgebänden erweitern, so dass Zusammenhänge klarer werden.

Veronica Roth, Die Bestimmung. cbt, München 2011. 

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Für die Buchchallenge 20/15 habe ich in diesem Buch aus der Kategorie III. Handlung die geladene Schusswaffe ausgesucht, denn diese kommen mehrfach vor.


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