Siddharta erschien 1922, in den 90er Jahren war der Roman Stoff im Deutschleistungskurs Klasse 12. Im Klapppentext der heutigen Kindle-Ausgabe liest man, Siddharta sei
"eine Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung",also ein Entwicklungsroman im buddhistischem Gewand. Damals wie heute mag mir dieses literarische Werk nicht recht gefallen. Der Protagonist Siddharta ist mir schlichtweg unsympathisch, er tritt seine Familie und Freunde mit Füßen, verlässt sie trotz Sorge und Treue ihrerseits zugunsten seiner eigenen Erleuchtung. Zwar erkenne ich die Botschaft heute vielleicht besser als damals, vor allem die Fluss-Metapher, die ich schön und treffend finde, die Relativität von Zeit und das Gleichgewicht aller Dinge. Sprachlich erscheint mir Hesse zunehmend geschwollen und idealisierend, die Wiederbegegnung mit der Erzählung hat mich nicht vollends ausgesöhnt, sondern größtenteils in meinem damaligen Urteil bestätigt.
Hermann Hesse, Siddharta. Suhrkamp, Berlin 2011.
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