Wednesday, July 08, 2015

Jean-Philippe Blondel: 6 Uhr 41

Vier Monate lang waren Philippe Leduc und Cécile Duffaut zusammen, sie fuhren gemeinsam nach London, wo Philippe Cécile plötzlich zu gewöhnlich und zu langweilig findet. Sie beschließt heimzufahren, während er eine andere Frau aufreißt und mit ins gemeinsame Hotelzimmer nimmt! Cécile flüchtet stinksauer und beschließt in dieser Nacht, etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie treffen sich danach nie wieder - bis zu dieser Zugfahrt um 6 Uhr 41 nach Paris. Sie erkennen sich sofort, geben es nicht zu, sondern hängen ihren Gedanken und Erinnerungen  nach, reflektieren ihr Leben und ihre Persönlichkeit. Am Ende, kurz vor der Ankunft wechseln sie einige wenige Sätze, doch den Vorschlag, noch einen Kaffee zu trinken, schlägt Cécile aus und geht los... aber sie dreht sich am Ende der Bahnhofshalle noch einmal um... Buchende.
"Gleich wird sie sich umdrehen. Und niemand weiß, ob das wirklich eine gute Idee ist." (S.107)
Es ist eine interessante Erzählkonstruktion, die wechselnde Perspektive und die beiden Sichtweisen auf das Geschehene. Auch die beiderseitig eintretenden Zweifel am eigenen Selbst und das Erinnern an die Geschichte von damals ist interessant dargestellt. Es ist die späte Verarbeitung eines lebensprägenden Erlebnisses - Ausgang und Auswirkung offen.
In wenigen Worten: Sehr französisch, sehr intensive Charakterstudien, kurz.

Jean-Philippe Blondel, 6 Uhr 41. Deuticke bei Paul Zsolnay, Wien 2014.

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Für die Buchchallenge 20/15 habe ich in diesem Buch aus der II. Umgebung Hotel ausgesucht. Im Hotel in London spielt sich die entscheidende Szene in der Vergangenheit von Philippe und Cécile ab.

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