Die Traumnovelle von Arthur Schnitzler erschien 1925 und war damals sicher anstößiger als wir das Werk heute wahrnehmen. Die Ehe des Arztes Fridolin und seiner Frau Albertine ist nur scheinbar harmonisch, denn beide hängen erotischen Phantasien nach und entfremden sich dadurch voneinander. Während Albertine nur in ihren Träumen ihren Begierden nachgeht, sucht ihr Mann aktiv auf der Straße und auf mysteriösen geheimbündlerischen Bällen nach seiner Erfüllung. Obwohl sich ihm allerhand Gelegenheiten bieten, schlägt er es aber weitgehend aus, darauf körperlich einzugehen.
Es geht Schnitzler eindeutig um das Innere, den psychischen Effekt, den das Korsett der Ehe auf die Partner hat. Und obwohl Fridolin und Albertine relativ offen über ihre Träume und Erlebnisse sprechen, bringt es sie nicht näher zueinander, lässt es eher noch unmöglicher werden, dass sie wieder zueinander finden. Dem Arzt erscheint sein Alltag kurzfristig als Rettung, aber bricht er doch kurz darauf wieder aus, um nach den Gestalten der vergangenen Nacht zu suchen.
Es ist ein düsterer Ausflug in die Psychologie der Ehe und unerfüllter Leidenschaften.
Arthur Schnitzler, Traumnovelle. SZ Edition 2004.
und HörGut Verlag 2012, gelesen von Markus Stolberg.
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