Nach
The Time Machine stand auch der Klassiker
Der Krieg der Welten (1897) von H.G. Wells lange auf meiner Liste. Besonders erfreulich ist, dass die Audiobookfassung von Andreas Fröhlich gelesen wird. Der Erzähler berichtet uns von den dramatischen Ereignissen um die Invasion von Marsianer auf der Erde. Die Bewohner Englands gegen Ende des 19. Jahrhunderts haben den hochtechnologisierten Aliens nichts entgegenzusetzen, sondern werden von ihnen mit Maschinen und Chemiewaffen innerhalb kürzester Zeit besiegt. Die Überlebenden rechnen mit der völligen Vernichtung, als die Marsianer plötzlich wegen der ungewohnten Bakterien der Erde dahinsiechen. Obwohl es sich in Teilen um einen Erlebnisbericht handelt, bleibt der Erzähler selbst namenlos und relativ unpersönlich. Er ist gebildet, ist sich aber seiner menschlicher Schwächen die ganze Zeit über bewusst. In der Not der Flucht und Bedrohung seines Lebens werden er und die ihn umgebenden Menschen zu moralisch verwerflichen Handlungen genötigt. Parallel dazu gibt es Passagen philosophischer Überlegungen zu den Beweggründen der Marsianer und vor allem in Hinblick auf das ausbeuterische Verhalten des Menschen gegenüber niederen Lebensformen. Dies ist als deutliche Kritik am Kolonialismus zu deuten, zumal der Autor explizit Tasmanien erwähnt.
Literaturgeschichtlich ist die Bedeutung von
Der Krieg der Welten nicht hoch genug einzuschätzen, denn der Roman beeinflusste die Science Fiction Literatur wie kaum ein anderer. Viele der Elemente - wie die Invasion durch feindliche Mächte, die Marsianer selbst und die von ihm angedachten Technologien, die damals noch nicht entwickelt waren - fanden Eingang in die Geschichten nachfolgender Autor:innen. Hat man diesen Einfluss vor Augen, so sind Wells Visionen und Ideen tief beeindruckend, ja sogar ein bisschen beängstigend, bedenkt man den weiteren Verlauf der Geschichte mit zwei Weltkriegen, in denen die von Wells erdachten Technologien schreckliche Wirklichkeit wurden.
Absolut lesenswert.
H.G. Wells, Der Krieg der Welten. DAV 2017.
1 comment:
Das Buch habe ich sehr, sehr lange nicht mehr gelesen, aber erst vor kurzem drei Episoden eines Podcasts gehört, die sich damit beschäftigt haben und die auch voll des Lobs waren. Mir war gar zuvor gar nicht bewusst, was für ein Meilenstein das Buch ist, aber ja, im Nachhinein sehe ich das auch.
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