us. Namensgebender Billy Summers ist ein Irak-Veteran, Marine und Scharfschütze, und danach zum Auftragskiller geworden. Allerdings bringt er nur "böse Männer" um, da ist er ein bisschen eigen. Oft stellt er sich im beruflichen Kontext als naiv-dümmlich dar, während er privat Weltliteratur liest. Bei seinem letzten Auftrag soll er einen Mörder beim Betreten des Gerichtsgebäudes erschießen, bevor dieser die Geheimnisse seines Auftraggebers ausplaudern kann. Als Tarnung mimt Summers unter anderem Namen einen Autor, der im Gebäude gegenüber ein Büro gemietet hat. Und er schreibt tatsächlich - er erinnert sich an sein bisheriges Leben, so dass seine Geschichte in Rückblicken thematisch in die Story eingewoben wird. Von Natur aus misstrauisch schafft er sich bei diesem Auftrag zusätzliche Sicherheiten für seine Flucht mit unterschiedlichen Identitäten - zu Recht, denn es stellt sich heraus, dass sein Auftraggeber ihn übers Ohr hauen will. So kann er aber nach erledigtem Auftrag untertauchen, bekommt aber sein Geld nicht und wird natürlich gesucht. Während er in seinem Unterschlupf abwartet, nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung: Drei junge Männer laden eines Nachts ausgerechnet vor seinem Haus eine junge Frau ab, die offensichtlich unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wurde. Er kann sie nicht bei Nacht und Kälte dort liegen lassen und holt er sie herein, trotz des Risikos, dass sie ihn erkennt und bei der Polizei anzeigen wird. Doch Alice bleibt - und wird zu einer Freundin und Komplizin. Nach einer kurzen Auszeit bei einem Freund in den Bergen Colorados, in der Billy auch weiter an seinen Memoiren schreibt, will Billy den betrügerischen Auftraggeber zur Rede stellen, um doch noch an sein Geld zu kommen. Ein äußerst risikoreiches Unterfangen, das Überraschendes zu Tage fördert, aber auch weitere Schwierigkeiten mit sich bringt.
Temporeich ist nicht das Adjektiv, dass man mit Billy Summers als erstes in Verbindung bringt. Wie üblich schildert King detailreich bis hin zum Ausufernden. Die vielen Nebenfiguren werden äußerlich beschrieben und von Summers hinsichtlich ihres Charakters analysiert. Hinzu kommen die dramatischen, aber auch spannenden Rückblenden in Summers Kindheit, Jugend und seiner Zeit als Marine. Dabei ist vieles nichts für schwache Nerven, denn Kings Darstellungen der Gewalt sind wie immer drastisch. Der Roman im Roman, also Billys Memoiren, ist immer wieder Thema in den Gespräche zwischen Billy und Alice, deren Beziehung einen Schwerpunkt im zweiten Teil des Buches bildet. Auf die Spitze getrieben wird dies, als herauskommt, dass Alice am Ende Billys Geschichte vollendet - wenngleich sie sie umschreibt - weil Billy dies nicht mehr tun kann. Die beiden Protagonisten sind individuell und zusammen sehr eindrucksvoll und haben eine Tiefe, die man in vielen anderen Romanen vergeblich sucht. King überzeugt mich damit immer mehr, trotz der vielen Längen, die seine Plots aufweisen und die mich eher abschrecken.
Stephen King, Billy Summers. Random House Audio 2021.
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