Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines deutschen Krimiautors, so der Fischer Verlag. Dahinter steckt Sven Koch, dessen Krimis zum Teil an der deutschen Nordseeküste spielen, der aber in OWL lebt und arbeitet.
In diesem provenzialischen Krimi kommt der pensionierte Commissaire Leclerc nicht von den ungelösten Fällen verschwundener und ermordeter Frauen los. Sie alle haben scheinbar nichts gemeinsam - außer ihrer roten Haarfarbe. Als weitere Opfer auftauchen, setzt Leclerc alles daran, trotz seiner Pensionierung an den Ermittlungen teilzuhaben.
Parallel dazu wird die Geschichte der Malerin und Illustratorin Hanna "Henna" Streuben - natürlich rothaarig - erzählt, deren Mann Niklas von seinem Onkel ein kleines Chateau in der Provence geerbt hat. In ihrer Ehe gibt es massive Schwierigkeiten, Niklas arbeitet zuviel und zeigt kein Interesse für seine Frau oder seine Tochter. Hanna schöpft Hoffnung, als Niklas das Chateau in ein Hotel umwandeln und in der Provence bleiben möchte. Doch Niklas verhält sich weiterhin ignorant und entfernt sich immer weiter von ihr.
Die beiden Perspektiven sind mit den Stimmen von Wolfram Koch (Tatort Frankfurt, Hauptkommissar Brix) und Britta Steffenhagen gut besetzt. Sie spiegeln den Kontrast zwischen dem leicht verschrobenen, aber raffiniert vorgehenden Franzosen, der mit seinem Mops spricht und schüchtern der Blumenverkäuferin den Hof macht, und der überemotionalen Künstlerin, die zwar zunächst recht ahnungslos ist, aber schließlich doch Strategien zu ihrem eigenen Schutz entwickelt. Von den beiden Protagonisten ist Leclerc definitiv der besser gezeichnete Charakter, er handelt stringend, ist liebenswert und humorvoll. Hanna hingegen verliert sich in ihren eigenen verwirrenden Emotionen und geht ihre Probleme gar nicht oder auf sehr verqueren Wegen an. Wenn dies vom Autor als absichtlicher Kontrast so angelegt war, dann hätte es auch ein wenig weniger davon getan. Aber ein Wiedersehen mit Leclerc kann ich mir gut vorstellen...
Pierre Lagrange, Tod in der Provence. DAV 2016.
Thursday, June 30, 2016
Sunday, June 26, 2016
Lemony Snicket - Der Fluch der falschen Frage
Lemony Snicket (eigentlich Daniel Handler, *1970 in San Francisco) schreibt über die Erlebnisse seines fiktionalen Selbsts als Lehrling von 12 Jahren. Er soll von S. Theodora Markson ausgebildet werden und für ihren ersten gemeinsamen Auftrag reisen sie nach Schwarz-aus-dem-Meer, einer heruntergekommenen Stadt, in der nur Tinte (natürlich von Tintenfischen...) produziert wird, um dort eine Statue zu finden und ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Lemony lernt dabei die skurillen Charaktere der Stadt kennen und stellt scheinbar immer die falschen Fragen, was Theodora aufregt und ihn aber irgendwie doch voranbringt..., ans Ziel wird er wohl erst am Ende der vierbändigen Reihe kommen, wenn überhaupt.
Vermutlich lesen sich vor allem die Namen im englischen Original mit weitaus mehr Wortwitz als in der deutschen Übersetzung. Die Handlung besticht - wie auch schon in Eine Reihe betrüblicher Ereignisse (Originaltitel: A Series of Unfortunate Events) - durch Absurdität und Ironie. Das muss man mögen.
Mir war die Handlung von dieser kurzen Lemony Snicket Geschichte etwas zu ziellos, trotz der zugegeben witzigen Einfälle.
Lemony Snicket, Der Fluch der falschen Frage. Goldmann, München 2012.
www.lemonysnicket.com
Friday, June 24, 2016
Have a great summer!
This is an illustration card from the Little Golden Books series - a series that started in 1942 in the USA and changed book publishing for kids permanently. They only cost 25 cents each and made children's book affordable and available for everyone. Unfortunately the card doesn't give the title of the book nor the name of the illustrator of this lovely fishing cat. The card was sent by Irene from the Netherlands.
Thursday, June 23, 2016
A
Čtyřlístek is a Czech cartoon series by Jaroslav Němeček. It was first published in 1969. The card was sent by Lenka from Czech Republic.
Monday, June 20, 2016
Jules Verne - Reise zum Mittelpunkt der Erde
Diese Hörspieladaption von Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde wurde 2006 vom rbb/mdr produziert.
Professor Lidenbrock und sein Neffe Axel entdecken in einem alten isländischen Buch eine Wegbeschreibung ins Erdinnere. Sie reisen nach Island und mit einem einheimischen Führer namens Hans steigen sie durch den Vulkankrater des Snæfellsjökull hinab. Nach einigen Hindernissen, Wassermangel und Erschöpfung erleben sie eine unterirdische Welt voller faszinierender Landschaften und Lebewesen. Der glückliche Zufall bringt sie allen Gefahren zum Trotz durch einen anderen Vulkan sicher wieder an die Erdoberfläche.
Jules Vernes Abenteuer und Science Fiction sind auch heute noch faszinierende Geschichten, wenngleich man sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, angesichts der technischen Entwicklung, die sich seit dem Erscheinen seiner Romane Ende des 19. Jahrhunderts vollzogen haben.
Das Hörspiel war durchaus ein Vergnügen, da die verschiedenen Schauplätze akustisch sehr atmosphärisch umgesetzt waren und der Erzähler den Zuhörer (Florian Lukas als Neffe Axel) einem durch das VoiceOver intensiv an seiner Gedankenwelt teilhaben ließ.
Jules Verne, Reise zum Mittelpunkt der Erde. Der Hörverlag, 2006.
Professor Lidenbrock und sein Neffe Axel entdecken in einem alten isländischen Buch eine Wegbeschreibung ins Erdinnere. Sie reisen nach Island und mit einem einheimischen Führer namens Hans steigen sie durch den Vulkankrater des Snæfellsjökull hinab. Nach einigen Hindernissen, Wassermangel und Erschöpfung erleben sie eine unterirdische Welt voller faszinierender Landschaften und Lebewesen. Der glückliche Zufall bringt sie allen Gefahren zum Trotz durch einen anderen Vulkan sicher wieder an die Erdoberfläche.
Jules Vernes Abenteuer und Science Fiction sind auch heute noch faszinierende Geschichten, wenngleich man sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, angesichts der technischen Entwicklung, die sich seit dem Erscheinen seiner Romane Ende des 19. Jahrhunderts vollzogen haben.
Das Hörspiel war durchaus ein Vergnügen, da die verschiedenen Schauplätze akustisch sehr atmosphärisch umgesetzt waren und der Erzähler den Zuhörer (Florian Lukas als Neffe Axel) einem durch das VoiceOver intensiv an seiner Gedankenwelt teilhaben ließ.
Jules Verne, Reise zum Mittelpunkt der Erde. Der Hörverlag, 2006.
Sunday, June 19, 2016
Oliver Harris - London Killing
Oliver Harris (*1978 in London) entwirft in London Killing mit Nick Belsey einen Ermittler der verkommenen Art. Er ist Detective Constable der Londoner Polizei, spielt und trinkt, ist völlig abgebrannt und wegen des Disziplinarverfahren, das ihm droht, denkt er ernsthaft über Flucht nach. Sein letzter Auftrag soll eine Vermisstenanzeige sein - deshalb sucht er das Haus eines russischen Oligarchen namens Alexej Devereux auf und findet diesen tot in einem Versteck auf. Während Belsey noch überlegt, ob er daraus Kapital schlagen und Devereux' Identität annehmen kann, versinkt er knietief in einem Morast aus betrügerischen Finanzmachenschaften. Es entwickelt sich ein komplexer Plot mit vielen Verwicklungen und weiteren Morden, die das Gelingen von Belseys Plänen, mit dem Geld zu fliehen, immer unwahrscheinlicher machen. Mit einem temporeichen und actionreichen Showdown bringt Harris seinen Ermittler zum Ende der komplexen Geschichte und gibt ihm eine neue Perspektive.
Der Protagonist ist ein schwieriger Charakter, der einem zunächst unsympathisch erscheinen muss (mehr dazu auch in der Rezension von Andreas Kurth auf krimi-couch.de) und in seinen Entscheidungen zum Teil durchaus schwer zu ertragen ist. Insgesamt gibt es kaum positive Figuren in London Killing, die meisten handeln egoistisch und unmoralisch. Daran muss man sich als Leser/Zuhörer erst einmal gewöhnen.
Die Story hingegen ist gut erzählt, was in ihrer Komplexität durchaus kein leichtes Unterfangen ist. Harris' London ist düster, von Geldgier und Vergnügungssucht geprägt, eine Atmosphäre, die zu Belseys Situation und Charakter passt, während man ihm durch die Stadtviertel Londons und in die Pubs folgt. Am Ende staunt man über den wilden Showdown am Flughafen Stansted, den Belsey geschickt für sich nutzt, um einigermaßen heil aus dem Schlamassel herauszukommen, zwar wieder einmal nicht moralisch integer, aber insgeheim freut man sich doch, dass er endlich mal Glück hat - und ist vielleicht auch ein wenig neugierig, was er aus dieser Chance machen wird.
Oliver Harris - London Killing. Random House Audio 2012.
Der Protagonist ist ein schwieriger Charakter, der einem zunächst unsympathisch erscheinen muss (mehr dazu auch in der Rezension von Andreas Kurth auf krimi-couch.de) und in seinen Entscheidungen zum Teil durchaus schwer zu ertragen ist. Insgesamt gibt es kaum positive Figuren in London Killing, die meisten handeln egoistisch und unmoralisch. Daran muss man sich als Leser/Zuhörer erst einmal gewöhnen.
Die Story hingegen ist gut erzählt, was in ihrer Komplexität durchaus kein leichtes Unterfangen ist. Harris' London ist düster, von Geldgier und Vergnügungssucht geprägt, eine Atmosphäre, die zu Belseys Situation und Charakter passt, während man ihm durch die Stadtviertel Londons und in die Pubs folgt. Am Ende staunt man über den wilden Showdown am Flughafen Stansted, den Belsey geschickt für sich nutzt, um einigermaßen heil aus dem Schlamassel herauszukommen, zwar wieder einmal nicht moralisch integer, aber insgeheim freut man sich doch, dass er endlich mal Glück hat - und ist vielleicht auch ein wenig neugierig, was er aus dieser Chance machen wird.
Oliver Harris - London Killing. Random House Audio 2012.
Saturday, June 18, 2016
Siegfried Lenz - So zärtlich war Suleyken
So zärtlich war Suleyken ist die erste Kurzgeschichtensammlung von Siegfried Lenz. Sie erschien erstmals 1955 und umfasst 20 Geschichten, deren Handlung im ländlichen Masuren, hauptsächlich in dem Dorf Suleyken, angesiedelt ist.
1. Der Leseteufel
Großvater Schaß ist so vernarrt ins Lesen, dass er dem Krieg durch schiere Ignoranz auszuweichen vermag. Man muss schmunzeln, denn wie oft hat man selbst schon gesagt "Nur noch das Kapitel zuende lesen..." und nichts anderes um sich herum wahrgenommen.
2. Füsilier in Kulkaken
Nun soll Schaß bei den Füsilieren dienen, entzieht sich dem Dienst aber auf ähnliche Weise wie zuvor.
3. Das war Onkel Manoah
4. Der Ostertisch
5. Das Bad in Wszscinsk
6. Ein angenehmes Begräbnis
7. Schissomirs großer Tag
8. Duell in kurzem Schafspelz
Absurd stehen sich zwei Männer auf einem Waldweg mit ihren Schlitten gegenüber, keiner der beiden will ausweichen oder zurückfahren. Sie bleiben eine lange Weile, werden mit Nahrung und allem Nötigen versorgt und müssen schließlich mit einem Kran abtransportiert werden, als die Kleinbahn gebaut werden soll.
9. So war es mit dem Zirkus
10. Der rasende Schuster
11. Die Kunst, einen Hahn zu fangen
12. Eine Kleinbahn namens Popp
13. Die Reise nach Oletzko
14. Sozusagen Dienst am Geist
15. Eine Sache wie das Impfen
16. Der Mann im Apfelbaum
17. Die große Konferenz
Wieder ist es die Penetranz des Großvaters Schaß, die ihn erfolgreich aus dem Kampf um eine Wiese zwischen den Ortschaften Suleyken und Schissomir hervorgehen lässt. Er bleibt einfach so lange Gast in dem gegenerischen Ort, dass er diesen so lästig wird, dass sie die Wiese Suleyken überlassen, nur um ihn loszuwerden.
18. Eine Liebesgeschichte
Joseph Waldemar Gritzan verliebt sich in die Wäsche waschende Katharina Knack, besorgt sich flugs einen Taufschein und macht ihr mit Hilfe einer Stange Lakritz einen Antrag, bevor die Wäsche zuende gewaschen ist.
19. Die Schüssel der Prophezeiungen
Ludwig Karnickel hat Angst vor der Zukunft, lässt sie sich prophezeien und findet dann, dass es "ein wenig Mühe" gekostet hat, alles richtig zu machen.
20. Die Verfolgungsjagd
Die Verfolgungsjagd nach dem kapitalen 28-Ender ist doch etwas albern geraten, ist aber irgendwie auch Tierschutz auf masurisch.
Siegfried Lenz selbst wollte seine Geschichten als "zwinkernde Liebeserklärungen" an sein Land, als eine "aufgeräumte Huldigung an die Leute von Masuren" (S. 117) verstanden wissen, so schreibt er im Nachwort, das er mit "Diskrete Auskunft über Masuren" betitelt. So kann man auch tatsächlich nicht umhin, über die teils absurden, teils slapstickartigen Szenen zu schmunzeln und dennoch Hochachtung für die Lebensschläue und die Einzigartigkeit der Charaktere zu haben. Dabei sind die Geschichten zeitlos und werden sicher immer lesenswert bleiben.
Siegfried Lenz, So zärtlich war Suleyken. Fischer, Frankfurt am Main 2002 (51. Auflage).
1. Der Leseteufel
Großvater Schaß ist so vernarrt ins Lesen, dass er dem Krieg durch schiere Ignoranz auszuweichen vermag. Man muss schmunzeln, denn wie oft hat man selbst schon gesagt "Nur noch das Kapitel zuende lesen..." und nichts anderes um sich herum wahrgenommen.
2. Füsilier in Kulkaken
Nun soll Schaß bei den Füsilieren dienen, entzieht sich dem Dienst aber auf ähnliche Weise wie zuvor.
3. Das war Onkel Manoah
4. Der Ostertisch
5. Das Bad in Wszscinsk
6. Ein angenehmes Begräbnis
7. Schissomirs großer Tag
8. Duell in kurzem Schafspelz
Absurd stehen sich zwei Männer auf einem Waldweg mit ihren Schlitten gegenüber, keiner der beiden will ausweichen oder zurückfahren. Sie bleiben eine lange Weile, werden mit Nahrung und allem Nötigen versorgt und müssen schließlich mit einem Kran abtransportiert werden, als die Kleinbahn gebaut werden soll.
9. So war es mit dem Zirkus
10. Der rasende Schuster
11. Die Kunst, einen Hahn zu fangen
12. Eine Kleinbahn namens Popp
13. Die Reise nach Oletzko
14. Sozusagen Dienst am Geist
15. Eine Sache wie das Impfen
16. Der Mann im Apfelbaum
17. Die große Konferenz
Wieder ist es die Penetranz des Großvaters Schaß, die ihn erfolgreich aus dem Kampf um eine Wiese zwischen den Ortschaften Suleyken und Schissomir hervorgehen lässt. Er bleibt einfach so lange Gast in dem gegenerischen Ort, dass er diesen so lästig wird, dass sie die Wiese Suleyken überlassen, nur um ihn loszuwerden.
18. Eine Liebesgeschichte
Joseph Waldemar Gritzan verliebt sich in die Wäsche waschende Katharina Knack, besorgt sich flugs einen Taufschein und macht ihr mit Hilfe einer Stange Lakritz einen Antrag, bevor die Wäsche zuende gewaschen ist.
19. Die Schüssel der Prophezeiungen
Ludwig Karnickel hat Angst vor der Zukunft, lässt sie sich prophezeien und findet dann, dass es "ein wenig Mühe" gekostet hat, alles richtig zu machen.
20. Die Verfolgungsjagd
Die Verfolgungsjagd nach dem kapitalen 28-Ender ist doch etwas albern geraten, ist aber irgendwie auch Tierschutz auf masurisch.
Siegfried Lenz selbst wollte seine Geschichten als "zwinkernde Liebeserklärungen" an sein Land, als eine "aufgeräumte Huldigung an die Leute von Masuren" (S. 117) verstanden wissen, so schreibt er im Nachwort, das er mit "Diskrete Auskunft über Masuren" betitelt. So kann man auch tatsächlich nicht umhin, über die teils absurden, teils slapstickartigen Szenen zu schmunzeln und dennoch Hochachtung für die Lebensschläue und die Einzigartigkeit der Charaktere zu haben. Dabei sind die Geschichten zeitlos und werden sicher immer lesenswert bleiben.
Siegfried Lenz, So zärtlich war Suleyken. Fischer, Frankfurt am Main 2002 (51. Auflage).
Sunday, June 05, 2016
Saturday, June 04, 2016
Alice Walker - Die Farbe Lila
Die Farbe Lila ist wohl eines der wenigen Bücher, bei denen ich den Film schon lange kannte, bevor ich das Buch zur Hand nahm. Das wäre vielleicht auch nie geschehen, hätte der Roman nicht auf der Liste der modernen Klassiker der Bücherkultur Challenge gestanden. So habe ich es in der Bibliothek gesucht und gefunden, viele Ausgaben sind in Übersetzung nicht erhältlich, weswegen die Zeit es als einen der Titel für ihre Bibliothek der verschwundenen Bücher auszuwählte. In den USA ist es eines der 100 am häufigsten in Frage gestellten/angeklagten Bücher, wobei sich dort auch viele absurde, preisgekrönte Titel finden. Alice Walker gewann mit ihren Roman den Pulitzer-Preis und das meines Erachtens zu Recht!
Erstmals 1982 veröffentlicht, fasst Walker viele unbequeme Themen an. Der Briefroman beginnt in den 30er Jahren und verdeutlicht schon auf den ersten Seiten, wie problematisch die soziale und gesellschaftliche Situation der afro-amerikanischen Bevölkerungsschicht war und ist. Im ländlichen Georgia leben viele Armut und besonders den Frauen werden keinerlei Rechte zuerkannt, sie werden von Weißen und von Männern unterdrückt und missbraucht. Es ist die oft drastische Darstellung des physischen und psychischen Missbrauchs, der vor allem zu Beginn des Romans schockiert. Die Form des Briefromans und die schlichte, slanghafte Sprache, mit denen sich die Protagonistin Celie an Gott wendet, weil sie sonst niemanden hat, der ihr zuhört, macht es leicht, die Welt durch ihre Augen zu betrachten. Am schockierendsten ist die Perpektivlosigkeit Celies, man sieht - wie sie selbst - keinen gangbaren Weg aus ihrem Leid.
Erst die Freundschaft und Liebe anderer Frauen in ihrem Leben, die Anteilnahme am Schicksal anderer, denen das Leben und die Männerwelt ebenso schlecht mitspielt, bringt Bewegung und damit Veränderung in ihre Situation. Durch Briefe ihrer Schwester Nettie, von der Celie nach ihrer Verheiratung getrennt wird, wird ein zweiter Schauplatz eingeführt. Nettie ist mit einem Paar von Missonaren in Afrika und erlebt dort andere Aspekte von Unterdrückung von Weißen, aber auch eine weitere patriarchalische Gesellschaft, in der Frauen kaum Rechte haben. Nahezu mit Erleichterung liest man von Celies langsamer Befreiung, aber auch dem positiven Wandel, den Walker dem ursprünglich feindlichen Ehemann Celies zuspricht.
Während des Lesens standen mir viele Bilder der Verfilmung (Spielberg, 1985) deutlich vor Augen, zumal der Film dem Plot des Buches sehr detailgetreu folgt. Vor allem die großartige Whoopi Goldberg, die mit ihrer Leistung ihren Durchbruch als Schauspielerin hatte und eine Oskarnomierung erhielt, war mir noch in vielen Szenen präsent. Obwohl auch der Film die Gewalt gegenüber Frauen deutlich zum Ausdruck bringt, war die Schilderung besonders dieser Szenen beeindruckend bis niederschmetternd. Trotzdem Hoffnung, Mut und schließlich auch wieder Glauben zu finden, scheint in Celies Welt nahezu unmöglich und doch...
Und mit dieser Botschaft löst sich Alice Walkers Geschichte aus ihrem historischen Kontext, macht Mut, mahnt zugleich und übergibt uns auch Verantwortung.
Alice Walker, Die Farbe Lila. Rororo, Reinbek bei Hamburg 1998 (erstmals 1984).
Erstmals 1982 veröffentlicht, fasst Walker viele unbequeme Themen an. Der Briefroman beginnt in den 30er Jahren und verdeutlicht schon auf den ersten Seiten, wie problematisch die soziale und gesellschaftliche Situation der afro-amerikanischen Bevölkerungsschicht war und ist. Im ländlichen Georgia leben viele Armut und besonders den Frauen werden keinerlei Rechte zuerkannt, sie werden von Weißen und von Männern unterdrückt und missbraucht. Es ist die oft drastische Darstellung des physischen und psychischen Missbrauchs, der vor allem zu Beginn des Romans schockiert. Die Form des Briefromans und die schlichte, slanghafte Sprache, mit denen sich die Protagonistin Celie an Gott wendet, weil sie sonst niemanden hat, der ihr zuhört, macht es leicht, die Welt durch ihre Augen zu betrachten. Am schockierendsten ist die Perpektivlosigkeit Celies, man sieht - wie sie selbst - keinen gangbaren Weg aus ihrem Leid.
Erst die Freundschaft und Liebe anderer Frauen in ihrem Leben, die Anteilnahme am Schicksal anderer, denen das Leben und die Männerwelt ebenso schlecht mitspielt, bringt Bewegung und damit Veränderung in ihre Situation. Durch Briefe ihrer Schwester Nettie, von der Celie nach ihrer Verheiratung getrennt wird, wird ein zweiter Schauplatz eingeführt. Nettie ist mit einem Paar von Missonaren in Afrika und erlebt dort andere Aspekte von Unterdrückung von Weißen, aber auch eine weitere patriarchalische Gesellschaft, in der Frauen kaum Rechte haben. Nahezu mit Erleichterung liest man von Celies langsamer Befreiung, aber auch dem positiven Wandel, den Walker dem ursprünglich feindlichen Ehemann Celies zuspricht.
Während des Lesens standen mir viele Bilder der Verfilmung (Spielberg, 1985) deutlich vor Augen, zumal der Film dem Plot des Buches sehr detailgetreu folgt. Vor allem die großartige Whoopi Goldberg, die mit ihrer Leistung ihren Durchbruch als Schauspielerin hatte und eine Oskarnomierung erhielt, war mir noch in vielen Szenen präsent. Obwohl auch der Film die Gewalt gegenüber Frauen deutlich zum Ausdruck bringt, war die Schilderung besonders dieser Szenen beeindruckend bis niederschmetternd. Trotzdem Hoffnung, Mut und schließlich auch wieder Glauben zu finden, scheint in Celies Welt nahezu unmöglich und doch...
Und mit dieser Botschaft löst sich Alice Walkers Geschichte aus ihrem historischen Kontext, macht Mut, mahnt zugleich und übergibt uns auch Verantwortung.
Alice Walker, Die Farbe Lila. Rororo, Reinbek bei Hamburg 1998 (erstmals 1984).
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