Depressive Mutter verlässt Mann und Tochter. Mann fällt in Abgründe, Tochter vereinsamt. Rettung kommt in Form eines alten gebrechlichen Französischlehrers und einer Transgender-Tante. Vier sehr unterschiedliche Menschen machen sich schließlich auf zu einem Roadtrip nach Marokko, um die abtrünnige Mutter zurückzuholen.
Die Geschichte Bäume reisen nachts von Aude Le Corff ist sprachlich nett verpackt, gespickt mit Zitaten aus dem Kleinen Prinzen, die der alte Anatole der kleinen Manon vorliest. Die Kürze des Romans führt dazu, dass manche Innensicht und manches problematische Thema nur oberflächlich behandelt werden kann. Vor allem bei dem Kind bekommt man kein zusammenhängendes Bild, sie hält fest am Idealbild der Mutter, obwohl sie weiß, das diese nicht recht gehandelt hat. Sie schwebt an einem Abgrund der Verzweiflung und erlebt beide Elternteile als absolut unzuverlässig. Vor diesem Hintergrund wurde ein zu einfaches, zu rosarotes Ende gewählt, was den Leser unbefriedigt zurücklässt. Hier gab es viele gute Ideen, auch bezüglich der Charaktere, die aber mehr Raum gebraucht hätten.
Aude Le Corff, Bäume reisen nachts. Insel Verlag, Leipzig 2014.
No comments:
Post a Comment