Die Hörspielfassung (WDR und HR, 1967) von Leo Tolstois Anna Karenina kürzt den umfangreichen Roman auf etwa 4,5 Stunden und wurde 2009 im Hörverlag veröffentlicht.
Die Geschichte von Anna Karenina gehört zu den Klassikern der Weltliteratur und ist hinlänglich bekannt: Anna, eine gebildete Frau im Russland in der Mitte des 19. Jahrhunderts, ist verheiratet mit Alexej Karenin. Sie verliebt sich jedoch in den Grafen Alexej Wronskij, wird von ihm schwanger und verlässt ihren Ehemann. Die Liebe dauert jedoch nicht an, sie ist hin- und hergerissen zwischen Wronskij und ihrem bei Karenin zurückgelassenen Sohn Sergej. Sie zweifelt beständig an Wronskijs und an ihren eigenen Gefühlen und weiß schließlich keinen Ausweg mehr und begeht Selbstmord.
Der Roman spiegelt die bessere Gesellschaft Russlands zu der Zeit und wägt verschiedene Moralvorstellungen gegeneinander ab, ohne sich dabei für eine Sichtweise zu entscheiden. Tolstoi urteilt nicht, sondern beleuchtet das Szenario des Ehebruchs (und der unglücklichen Liebe und der lieblosen Ehe und...) von mehreren Seiten. Auch politisch relevante Themen kommen zur Sprache, jedoch fallen diese in dieser Fassung weitgehend den Kürzungen für das Hörspiel zum Opfer. Auch der im Roman nicht unwichtige Erzählstrang um Konstantin Ljewin wird stark vereinfacht.
Die schauspielerische Umsetzung lässt nichts zu wünschen übrig und trotz der doch umfangreichen Kürzungen bekommt man in diesem Hörspiel einen Eindruck von der hohen erzählerischen Qualität des Romans und den beeindruckenden Charakteren.
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