1981 las Günter Grass in seinem Atelier seine Novelle Katz und Maus (1961) einer Schulklasse vor. Sie ist der zweite Band der Danziger Trilogie zwischen Die Blechtrommel (1959) und Hundejahre (1963). Die Lesung wurde erstmals 2002 vom Hörverlag veröffentlicht.
In Katz und Maus berichtet uns der etwas zweifelhafte Erzähler Pilenz von seinem Schulkameraden Mahlke und seiner Beziehung zu diesem. Die Handlung spielt zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in Danzig als die beiden noch zur Schule gingen. Mahlke ist ein Sonderling und Außenseiter, nicht zuletzt wegen eines auffälligen Adamsapfels. Letzterer gibt den Anlass zu einem Streich, den Pilenz Mahlke spielt, indem er dem schlafenden Mahlke eine Katze auf den Hals hetzt, die wiederum den Adamsapfel für eine Maus hält. Diese Anekdote steht symbolhaft über der ganzen Geschichte und wird in den verschiedensten Bezügen wieder aufgegriffen. Pilenz ist als Erzähler eine unzuverlässige Figur, da seine eigene Beziehung zu Mahlke von wechselnden Gefühlen zwischen Bewunderung, Liebe und Hass geprägt ist - erzählt er uns die Wahrheit? - was lässt er weg? - was beschönigt er? Und auch Mahlke selbst bleibt eine unklare Figur, denn auch er schwankt zwischen Ablehnung und Auflehnung gegen das bestehende System (sei es das der Schule oder der Armee) einerseits und andererseits buhlt er um Bewunderung und Anerkennung (Ehrgeiz beim Turnen und Tauchen und im militärischen Kampf). So bleibt vieles im Unklaren und gibt Anstoß zum Nachdenken - darin und in dem ihm einzigartigen Sprachstil liegen unbestritten Günter Grass' schriftstellerische Genialität. Ein guter Vorleser war er außerdem.
Günter Grass, Katz und Maus. Steidl, Göttingen 2013.
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