Der Übergang von Justin Cronin beginnt vielversprechend, wenn auch nicht unfassbar originell. Ein viraler Zufallsfund lässt die Armee der USA und ihre Wissenschaftler aufhorchen - daraus lässt sich doch bestimmt eine Waffe machen?
Wie zu erwarten war, geht alles schief und die Infizierten (allesamt Straftäter, die zum Tode verurteilt wurden, also ganz liebenswerte Charaktere) mutieren auf ungünstige Weise und brechen - natürlich - aus. Sonst wäre Der Übergang ja auch keine Dystopie. Das Virus, das mental (!) übertragen wird, verbreitet sich rasend schnell. Doch halt, da ist noch die letzte Probandin, ein kleines Mädchen namens Amy, die mutiert nicht zu einem blutsaugenden tödlichen Monster, sondern überlebt mit Hilfe eines väterlich-sympathischen FBI-Agenten. Leider geht der aber bei dem nuklearen Aufräumversuch der US-amerikanischen Regierung drauf und Amy muss sich allein durchschlagen. Praktischerweise altert sie nicht und kann sich selbst heilen - leider ist sie aber eben trotzdem auch ein Kind und versteht das alles nicht so richtig... Ende des spannenden ersten Teils des Romans.
Etwa 90 Jahre später sind ganze Teile der USA nur noch von Viral-Mutanten bevölkert und Menschen leben in versprengten Kolonien und versuchen mit den Resten von Technologie und Wissen zu überleben - mit beidem ist es nicht weit her.
Was dann folgt ist eine Fülle von Charakteren, die ich beim Hören manchmal schwer auseinander halten konnte. Die häufig wechselnden Erzähler unterschieden sich nicht immer deutlich genug voneinander, wenngleich sich Cronin durchaus Mühe gegeben hat, seine Charaktere auszuarbeiten. Gut gefallen haben mir die eingestreuten Dokumente (Tagebücher, Berichte von Augenzeugen), die das Erlebte authentischer machten.
Da sich diese Dystopie zwischen Horror und Fantasy bewegt, hatte ich manchmal Schwierigkeiten mit den drastischen Gewaltschilderungen; manchmal erwischte ich mich dabei, dann einfach wegzuhören. Das mag aber auch an den erzählerischen Längen gelegen haben, phasenweise empfand ich das ganze auch als Audiobook sehr zäh und langatmig. Natürlich kommen Amys Fähigkeiten und ihr Sonderstatus gegen Ende noch zum Tragen, das wiederum war vorhersehbar.
Andere Rezensenten kritisieren die große Ähnlichkeit (in Plot oder Thematik) mit andere Romanen des Genres. Ich habe diesbezüglich zu wenig gelesen, um mitreden zu können. Für mich hatte der Roman erzählerisch und auch von der Story her vor allem im zweiten Teil Längen und hat mich daher nicht begeistern können. Als Trilogie geplant, wird die Geschichte auch nicht abgeschlossen, sondern bleibt nach bester Cliffhanger-Manier in der Luft hängen. In diesem Fall berührt mich das wenig, da mir die Charaktere nicht ans Herz gewachsen sind und ich sie also gut allein lassen kann.
Vielleicht ist Cronins Der Übergang dann doch eher was für überzeugte Fans von gruseligen Hardcore-Dystopien.
Justin Cronin, Der Übergang. Random House Audio 2011.