Sarah Hall schildert sehr eindringlich und teilweise sehr direkt. Die Ungeschminktheit der Sexszenen scheinen manche Leser abzustoßen, die Schilderung des Krankheitsverlaufs bei Halit sind zum Teil verstörend - besonders wenn man den zeitlichen Kontext berücksichtigt. Die Autorin verfasste den Roman während der akuten Phase der Covid-Pandemie. Das von ihr geschilderte Virus hat Ähnlichkeiten, vor allem auch in den gesellschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns, aber ist brutaler und tödlicher in seinem Verlauf als Covid, und dadurch werden natürlich Ängste und Unsicherheiten befeuert. In Deutschland erschien der übersetzte Roman erst in diesem Jahr, 2023, und schon liegt alles in ferner Vergangenheit. Selten spricht man noch von Covid, Menschen, die mit den Spätfolgen zu kämpfen haben, erscheinen als geringe Minderheit. Und dachte man, das Virus könne vielleicht langfristig Gesellschaft verändern und Menschen zum Umdenken und zum Verschieben von Prioritäten bringen, so hat sich das weitgehend als Irrtum erwiesen. So liest sich der Roman vielleicht inzwischen eher als eine Art überstandene Utopie, trotz seiner realistischen Elemente.
Sarah Hall, Wie wir brennen. Penguin, München 2023.
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