27 Stunden und 53 Minuten liest Heikko Deutschmann an Limit von Frank Schätzing. Das ist viel Lebenszeit, die ich für dieses Buch aufgebracht habe, zum Glück meistens bei Wanderungen und schönen Aussichten, sozusagen als Ausgleich. Das hört sich recht negativ an und vermutlich ist es das auch. Denn so interessant die Idee dieses Romans auch ist, das wäre erzählerisch definitiv kürzer und damit besser gegangen. Dass ich diesen Wälzer (1312 Seiten in der Taschenbuchausgabe) überhaupt angegangen bin: popsugar made me do it ("the longest book (by pages) on your TBR list")!
Inhaltlich in Kürze (!): Der Roman spielte beim Erscheinen 2009 in der nicht allzu fernen Zukunft, 2025 ist inzwischen allerdings deutlich näher herangerückt. Die Welt in Limit wirkt um einiges futuristischer als sie es wohl wirklich sein wird, die behandelte Problematik ist aber immer noch relevant. Die von den Menschen missbrauchten fossilen Energiequellen Öl und Gas gehen zur Neige, aber in Limit hat man zum Glück im Gesteinsstaub des Mondes eine neue Ressource entdeckt, Helium-3, das von den US-Amerikanern und den Chinesen gleichermaßen abgebaut wird. Die Amis haben aber die Nase vorn, da sie einen Weltraumfahrstuhl gebaut haben, der den Abbau erst rentabel macht und zudem auch noch andere Nutzung des Mondes ermöglich, zum Beispiel für einen exquisiten Tourismus (kommt uns dann doch wieder sehr bekannt vor). Natürlich werden für den weiteren Ausbau Investoren gesucht und eine Gruppe von möglichen Geldgebern wird zu einem Trip in das neue Mondhotel eingeladen. Doch das Projekt hat Gegner und der Anlage auf dem Mond droht ein Terroranschlag.
Parallel zu diesem Handlungsstrang soll in China ein privater Ermittler namens Owen Jericho die junge Yoyo ausfindig machen, die bei ihrem Aktivismus gegen die Ungerechtigkeiten des Systems versehentlich über Dokumente gestolpert ist, die sie nicht hätte entdecken sollen. Es entbrennt ein Wettlauf zwischen ihren Verfolgern und den Ermittlungen, die sie und Jericho anstellen. Natürlich handelt es sich bei ihren Gegnern um die Drahtzieher des Mondanschlags, so dass die Handlungsstränge irgendwann zusammenfinden.
Prinzipiell eine gute Story, doch die übertriebene Anzahl an Charakteren, Nebenhandlungen, Zwischenshowdowns, Verfolgungsjagden, Schauplatzwechseln und banalem Dialoggeplänkel sind nur schwer zu ertragen und machen das Buch zum Ausdauersport. In meinem Fall habe ich zum Teil nur noch mit halbem Ohr hingehört und die Enttarnung des eigentlich Drahtziehers hat mich, Verzeihung, eigentlich gar nicht mehr interessiert. Aber im Grunde weiß man bei Schätzing, worauf man sich einlässt; auch Breaking News war seitenstark, aber ich habe es dennoch als zusammenhängener und stringenter empfunden.
Frank Schätzing, Limit, Hörverlag 2009.
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