Die Krimi-Couch fasst in ihrer Rezension Indriðasons zehnten Islandkrimi zusammen: "Nur für Indriðason-Fans empfehlenswert."
Das ist wahrscheinlich richtig. Man muss Indriðasons Schreibstil und Island mögen, um diesen Roman genießen zu können. Denn von der Krimiperspektive her ist Abgründe kein großer Gewinn.
Erlundur, den schrägen und leicht depressiven Ermittler, schickt der Autor auf Urlaub und auch die sympathische Elínborg (Haupptermittlerin im Vorgänger Frevelopfer) spielt kaum eine Rolle. Statt dessen muss der farblose Sigurður Óli den Fall übernehmen, den wir dann auch mit all seinen unspektakulären Seiten besser kennen lernen: Seine Vorlieben für Sportsendungen und alles Amerikanische, seine Lesemuffeligkeit und seine schwierigen Beziehungen zu Exfreundin und seinen Eltern. TMI - too much unformation - das hätte ich alles nicht wissen müssen, ich mochte ihn am Ende des Romans ebenso wenig wie vorher.
Der Fall nimmt Bezug auf das spannende Thema des Wirtschaftsbooms in Island, beleuchtet ansatzweise die Expansionsblase, in der das Land auf die finanzwirtschaftliche Katastrophe zusegelte. Maß- und Gewissenlosigkeit werden deutlich, aber auch die Naivität einiger Isländer im Umgang mit dem unverhältnismäßigem Wachstum. Ermordet wird eine kleine Erpresserin, deren Verbindungen zu einigen Bänkern, aber auch zu Sigurður Ólis Freundeskreis nach und nach aufgedeckt wird.
Parallel dazu wird die Geschichte eines verwahrlosten Mannes erzählt, der in seiner Kindheit missbraucht wurde und nun betrunken und von Rache getrieben durch Reykjavík geistert.
Der Zusammenhang der beiden Erzählstränge bleibt vage und ist auch am Ende noch unbefriedigend. Am ehesten zeigen sie den Kontrast zwischen den maßlosen, neoreichen Expansionswikingern und den Randgestalten Islands auf.
In Abgründe lernt der Islandfan sicher neue Aspekte der isländischen Gesellschaft kennen, aber wie anfangs angedeutet, ist das nichts für jedermann. Als Kriminalroman ist er mäßig gelungen und verliert sich zu sehr in Nebensächlichkeiten, zwangsläufig, denn der Fall gäbe keinen ganzen Roman ab.
Arnaldur Indriðason, Abgründe. Lübbe, Köln 2009.
Thursday, February 28, 2013
Sunday, February 24, 2013
Eero Järnefelt
Here's a card from another Finnish artist: Eero Järnefelt (1863-1937) was a realist painter who studied in St. Petersburg and Paris. His typical topics were landscapes and children.
This painting is called Savolaisvene and it's from 1888. I think it almost looks like a photo.
The card was sent by Finnish postcrosser and dog breeder Marja.
This painting is called Savolaisvene and it's from 1888. I think it almost looks like a photo.
The card was sent by Finnish postcrosser and dog breeder Marja.
Saturday, February 23, 2013
Éric-Emmanuel Schmitt - Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Éric-Emmanuel Schmitts Erzählung ist eine kleine, feine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft. Der jüdische Junge Moses leidet unter dem lieblosen Nebeneinanderherleben mit seinem Vater, der selbst traumatisiert und depressiv ist. Halt findet Moses in der Beziehung zu dem Kolonialwarenhändler seiner Straße, Monsieur Ibrahim. Als der Vater Moses allein zurücklässt, übernimmt der weise Monsieur Ibrahim behutsam die Vaterrolle und bringt ihn sich selbst und dem Leben näher.
Trotz des Titels habe ich nicht das Gefühl gehabt, Thema der Erzählung sei der Islam. Natürlich werden einige Fragen aufgeworfen, was den jüdischen, den islamischen und den Glauben generell angeht. Doch bleibt der Koran des Monsieur Ibrahim eher eine mythische Quelle des Glücks, er "kennt seinen Koran" und dieser hilft ihm, sich im Leben zurechtzufinden. Es sind eher kleine, alltägliche Lebensweisheiten und der Wunsch, das Leben durch einfache Dinge - und sei es durch das Lächeln - positiv zu gestalten.
Ganz warm geworden bin ich mit der Geschichte dennoch nicht, Moses blieb mir ein wenig fremd, vor allem durch seine Art, mit Lügen durch die Welt zu gehen als eine Art Kontrapunkt zur emotionalen Kälte, die er in seinem Elternhaus erfahren hat.
Éric-Emmanuel Schmitt, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. DAV 2003.
Trotz des Titels habe ich nicht das Gefühl gehabt, Thema der Erzählung sei der Islam. Natürlich werden einige Fragen aufgeworfen, was den jüdischen, den islamischen und den Glauben generell angeht. Doch bleibt der Koran des Monsieur Ibrahim eher eine mythische Quelle des Glücks, er "kennt seinen Koran" und dieser hilft ihm, sich im Leben zurechtzufinden. Es sind eher kleine, alltägliche Lebensweisheiten und der Wunsch, das Leben durch einfache Dinge - und sei es durch das Lächeln - positiv zu gestalten.
Ganz warm geworden bin ich mit der Geschichte dennoch nicht, Moses blieb mir ein wenig fremd, vor allem durch seine Art, mit Lügen durch die Welt zu gehen als eine Art Kontrapunkt zur emotionalen Kälte, die er in seinem Elternhaus erfahren hat.
Éric-Emmanuel Schmitt, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. DAV 2003.
Thursday, February 21, 2013
Jussi Adler-Olsen - Das Washington Dekret
In den Rezensionen zu Jussi Adler-Olsens kürzlich in Deutschland erschienenem Polithriller Das Washington Dekret schwingt allenthalben Enttäuschung mit. Das Fazit der meisten: Der Roman reicht keinesfalls an die Carl Mørck Krimis heran.
Dabei muss man klar berücksichtigen, dass Das Washington Dekret bereits 2006 veröffentlicht wurde und damit zu den frühen Werken des Autors zählt. Wie bereits in meiner Rezension zu Das Alphabethaus erwähnt, ist Adler-Olsens Schreibstil nicht immer berauschend. Ich habe Das Washington Dekret als Audiobook gehört, daher waren die stilistischen Patzer nicht ganz so gravierend. Auch die Darstellung der Charaktere ist ihm hier sicher nicht so gut gelungen wie bei seinem Dezernat Q.
Der Geschichte liegt eine durchaus interessante Idee zugrunde: Ein neuer Präsident wird in den USA gewählt und versucht nach tragischen persönlichen Verlusten auf drastische Weise Gewalt und vor allem den Schusswaffengebrauch in den USA einzuschränken - ein Thema das aberwitzige Aktualität hat vor dem Hintergrund des letzten Amoklaufs in einer Schule in Connecticut im Dezember 2012.
Natürlich hat dieser Versuch fatale Folgen, Waffenlobby und anderen Interessensgruppen rufen zum Widerstand auf, schrittweise verwandelt sich die USA in einen totalitären Überwachungsstaat.
Wäre so etwas wirklich möglich? Man fürchtet sich sogar, die Frage mit "Vielleicht?!" beantworten zu wollen. Aber es wird alles wieder gut.
Der Roman beleuchtet die Story sowohl aus der Sicht des inneren Zirkels des Präsidenten als auch aus der Sicht einiger Einzelpersonen, die sich schnell von alledem distanzieren. Schritt für Schritt wird der Komplott aufgedeckt, der die Ereignisse ins Rollen brachte und der Drahtzieher identifiziert. Der Showdown findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem bereits alles klar ist - ich habe ihn nicht als spannend und vor allem auch die Nachsätze zum Geschehen als zäh empfunden.
Alles zusammen kann auch ich dem Roman keine besonders positive Kritik geben, hier wird im Zuge der Erfolgswelle des Autors sicher mit einem schwachen Frühwerk Geld gemacht.
Jussi Adler-Olsen, Das Washington Dekret. DAV 2013.
Dabei muss man klar berücksichtigen, dass Das Washington Dekret bereits 2006 veröffentlicht wurde und damit zu den frühen Werken des Autors zählt. Wie bereits in meiner Rezension zu Das Alphabethaus erwähnt, ist Adler-Olsens Schreibstil nicht immer berauschend. Ich habe Das Washington Dekret als Audiobook gehört, daher waren die stilistischen Patzer nicht ganz so gravierend. Auch die Darstellung der Charaktere ist ihm hier sicher nicht so gut gelungen wie bei seinem Dezernat Q.
Der Geschichte liegt eine durchaus interessante Idee zugrunde: Ein neuer Präsident wird in den USA gewählt und versucht nach tragischen persönlichen Verlusten auf drastische Weise Gewalt und vor allem den Schusswaffengebrauch in den USA einzuschränken - ein Thema das aberwitzige Aktualität hat vor dem Hintergrund des letzten Amoklaufs in einer Schule in Connecticut im Dezember 2012.
Natürlich hat dieser Versuch fatale Folgen, Waffenlobby und anderen Interessensgruppen rufen zum Widerstand auf, schrittweise verwandelt sich die USA in einen totalitären Überwachungsstaat.
Wäre so etwas wirklich möglich? Man fürchtet sich sogar, die Frage mit "Vielleicht?!" beantworten zu wollen. Aber es wird alles wieder gut.
Der Roman beleuchtet die Story sowohl aus der Sicht des inneren Zirkels des Präsidenten als auch aus der Sicht einiger Einzelpersonen, die sich schnell von alledem distanzieren. Schritt für Schritt wird der Komplott aufgedeckt, der die Ereignisse ins Rollen brachte und der Drahtzieher identifiziert. Der Showdown findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem bereits alles klar ist - ich habe ihn nicht als spannend und vor allem auch die Nachsätze zum Geschehen als zäh empfunden.
Alles zusammen kann auch ich dem Roman keine besonders positive Kritik geben, hier wird im Zuge der Erfolgswelle des Autors sicher mit einem schwachen Frühwerk Geld gemacht.
Jussi Adler-Olsen, Das Washington Dekret. DAV 2013.
Wednesday, February 20, 2013
Tina Dico covers Rihanna
When the world has dealt its cards
If the hand is hard, together we'll mend your heart...
She's amazing. As simple as that.
Monday, February 18, 2013
Suzanne Collins - Die Tribute von Panem II
Nach Band I und Film war klar, dass ich auch die Folgebände von Suzanne Collins Panem-Reihe lesen wollte. Gefährliche Liebe kam im ersten Drittel eher sehr schleppend in Gang, lang ergeht sich Katniss in ihrem Frust um ihre Liebesverstrickung mit Peeta (ihrem Mitsieger der Hungerspiele aus Band I) und Gale, ihrem Seelen- und Jagdgefährten zuhause. Wobei auch dieser Abschnitt seinen Sinn hat, denn die Bedingungen in Distrikt 12 haben sich seit der Rückkehr der zwei Sieger für alle Bewohner drastisch verändert. Das totalitäre Terrorregime ist aufmerksam geworden und verstärkt den Druck auf die immer stärker hungernden, leidenden, aber auch aufbegehrenden Distrikte.
Dann überstützen sich die Ereignisse und der Rest des Buches rast förmlich auf den Cliffhanger für Band III zu! Peeta und Katniss müssen erneut in die Arena, zusammen mit je zwei ehemaligen Siegern aus vorhergegangenen Spielen. Das Kapitol hat aber die organisatorische Kreativität und die Willensstärke der Sieger unterschätzt...
Die Schilderung des Regimes und seiner Ungerechtigkeit fällt im zweiten Band weitaus deutlicher aus, die Mechanismen, die dazu dienen, das Volk zu kontrollieren treten offener zutage und sind nachvollziehbar (und übertragbar auf andere totalitäre Systeme der Vergangenheit und Gegenwart).
Katniss' Charakter dagegen verliert meines Erachtens an Stärke und Kontur. Zwar reagiert sie in einigen Situationen emotionaler - plausibel im Angesicht der drohenden Todes aller Personen, die in ihrem Leben wichtig sind - aber gleichzeitig ist sie ahnungslos gegenüber den Dingen, die um sie herum vorgehen und sie wird auch entsprechend ahnungslos gelassen. Nun sind es wieder Männer, die den Durchblick haben, die Emotionalität steht den Frauen im Weg - Collins verfällt einem Klischee, was ich angesichts der doch durchaus vielversprechenden Protagonisten, enttäuschend finde. Deswegen war der Roman dennoch nicht weniger spannend.
Suzanne Collins, Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe. Oetinger, Hamburg 2010.
Dann überstützen sich die Ereignisse und der Rest des Buches rast förmlich auf den Cliffhanger für Band III zu! Peeta und Katniss müssen erneut in die Arena, zusammen mit je zwei ehemaligen Siegern aus vorhergegangenen Spielen. Das Kapitol hat aber die organisatorische Kreativität und die Willensstärke der Sieger unterschätzt...
Die Schilderung des Regimes und seiner Ungerechtigkeit fällt im zweiten Band weitaus deutlicher aus, die Mechanismen, die dazu dienen, das Volk zu kontrollieren treten offener zutage und sind nachvollziehbar (und übertragbar auf andere totalitäre Systeme der Vergangenheit und Gegenwart).
Katniss' Charakter dagegen verliert meines Erachtens an Stärke und Kontur. Zwar reagiert sie in einigen Situationen emotionaler - plausibel im Angesicht der drohenden Todes aller Personen, die in ihrem Leben wichtig sind - aber gleichzeitig ist sie ahnungslos gegenüber den Dingen, die um sie herum vorgehen und sie wird auch entsprechend ahnungslos gelassen. Nun sind es wieder Männer, die den Durchblick haben, die Emotionalität steht den Frauen im Weg - Collins verfällt einem Klischee, was ich angesichts der doch durchaus vielversprechenden Protagonisten, enttäuschend finde. Deswegen war der Roman dennoch nicht weniger spannend.
Suzanne Collins, Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe. Oetinger, Hamburg 2010.
Friday, February 15, 2013
Heinrich Böll - Irisches Tagebuch
Als ich im vergangenen Sommer zur Irlandreise aufbrach, befand sich außer dem e-reader noch dieses eine "echte" Buch in meinem Gepäck, Heinrich Bölls Irisches Tagebuch. Leider kam ich doch nicht dazu es erneut zu lesen, denn meine Ausgabe stammt aus dem Jahr 1997, da werde ich es vermutlich das erste Mal gelesen habe.
Böll besuchte Irland das erste Mal im Jahr 1954, eine Sammlung von Kurzgeschichten und Eindrücken erschien als Irisches Tagebuch 1957. 18 Geschichten umfasst das Buch, 1967 fügte Böll noch ein Essay hinzu, in dem er nachsinnt, wie sich Irland seit seinem ersten Besuch verändert hat. Er stellt in diesem Essay fest, dass es das Irland seines Tagebuchs 13 Jahre später schon nicht mehr gibt, es sind "[...] in Irland eineinhalb Jahrhunderte übersprungen und fünf weitere eingeholt worden" (S.125).
Dennoch liest sich das Irische Tagebuch nicht wie eine historische Schilderung, es ist noch immer real und erzählt mit großer Leichtigkeit von den irischen Menschen, Landschaften und Besonderheiten. Ich finde Irland und meine Wahrnehmung des Landes darin wieder. Am anrührendsten ist es, die tief empfundene Sympathie Bölls für Irland zu spüren, die aus den Geschichten spricht. Trotz Armut, T runksucht, Wettleidenschaft und nie enden wollendem Regen hat er Achtung für die Menschen und ihren Umgang mit dem Leben. Die Redensarten "It could be worse" und "I shouldn't worry", über die er in Text 17 schreibt, spiegeln die Iren damals und heute wieder.
Man kann sich vorstellen, dass aus vielen dieser kleinen Geschichten, teils traumartig, teils realistisch, auch ein ganzer Roman hätte werden können. Doch Böll entschied sich für diese Form und vielleicht sind diese Charaktere und Szenen gerade deshalb besonders einprägsam, weil man sie nur kurz betrachtet, aber gern bei ihnen verweilen möchte.
Bei mir weckte das Buch die Sehnsucht, bald nach Irland zurückzukehren, ein Gefühl, mit dem Böll ganz offensichtlich auch sein Buch verfasst hat.
Heinrich Böll, Irisches Tagebuch. dtv, München 1997.
Böll besuchte Irland das erste Mal im Jahr 1954, eine Sammlung von Kurzgeschichten und Eindrücken erschien als Irisches Tagebuch 1957. 18 Geschichten umfasst das Buch, 1967 fügte Böll noch ein Essay hinzu, in dem er nachsinnt, wie sich Irland seit seinem ersten Besuch verändert hat. Er stellt in diesem Essay fest, dass es das Irland seines Tagebuchs 13 Jahre später schon nicht mehr gibt, es sind "[...] in Irland eineinhalb Jahrhunderte übersprungen und fünf weitere eingeholt worden" (S.125).
Dennoch liest sich das Irische Tagebuch nicht wie eine historische Schilderung, es ist noch immer real und erzählt mit großer Leichtigkeit von den irischen Menschen, Landschaften und Besonderheiten. Ich finde Irland und meine Wahrnehmung des Landes darin wieder. Am anrührendsten ist es, die tief empfundene Sympathie Bölls für Irland zu spüren, die aus den Geschichten spricht. Trotz Armut, T runksucht, Wettleidenschaft und nie enden wollendem Regen hat er Achtung für die Menschen und ihren Umgang mit dem Leben. Die Redensarten "It could be worse" und "I shouldn't worry", über die er in Text 17 schreibt, spiegeln die Iren damals und heute wieder.
Man kann sich vorstellen, dass aus vielen dieser kleinen Geschichten, teils traumartig, teils realistisch, auch ein ganzer Roman hätte werden können. Doch Böll entschied sich für diese Form und vielleicht sind diese Charaktere und Szenen gerade deshalb besonders einprägsam, weil man sie nur kurz betrachtet, aber gern bei ihnen verweilen möchte.
Bei mir weckte das Buch die Sehnsucht, bald nach Irland zurückzukehren, ein Gefühl, mit dem Böll ganz offensichtlich auch sein Buch verfasst hat.
Heinrich Böll, Irisches Tagebuch. dtv, München 1997.
Thursday, February 14, 2013
Garden Party
Garden Party
photo by John Springer, see more of his work here
postcrossing card sent by Carol from the UK
Wednesday, February 13, 2013
Tuesday, February 12, 2013
William Paul Young - Die Hütte
Inzwischen ist es bereits einige Jahre her, das mir ein Freund begeistert von William Paul Youngs Buch Die Hütte berichtete. Er war berührt von der Art und Weise, mit der Young Religion und Glauben literarisch verarbeitete. Zum Buchkauf hatte mich das nicht bewegt, aber wieder einmal ermöglichte die lokale Stadtbibliothek das Hören des Audiobooks. (Hier sei erwähnt, dass die sogenannte owl-eAusleihe großartig ist. Durch den Verbund der lokalen Bibliotheken ist das Medienangebot wirklich ganz beachtlich geworden.)
Zum Inhalt:
So ist mein Urteil über Die Hütte zweigeteilt.
Einerseits ermöglicht es jedem, der bereit ist, sich auf das Gedankenexperiment dieser Begegnung mit Gott einzulassen, eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. Dabei werden stellt Young natürlich auch die schwierigen Glaubensaspekte, mit den größten Möglichkeiten zu zweifeln, in den Mittelpunkt der Gespräche Macks mit Gott. Auseinandersetzung ist gut.
Andererseits sind einige der Antworten/Fingerzeige/Angebote Gottes sehr einfach - zu einfach. Teilweise sind die Bilder, mit denen sie dargestellt werden, sehr romantisch und aufdringlich offensichtlich. Vielleicht liegt es an mir, ich empfinde Glauben als komplizierter, vielschichter, als dass man mit ein paar einfachen Begegnungen, Gesprächen und symbolhaften Bildern sogleich zu einer tiefgreifenden Lebens- und Glaubensveränderung gelangt. Das erscheint mir als Prozess zu kurz gegriffen.
Nun, man kann natürlich das ganze Buch auch als Parabel betrachten, dann funktioniert es vielleicht besser, zumdem man sich eventuell auch stärker darauf einlassen könnte, als ich es vielleicht getan habe. Wer sich mit seinem eigenen Glauben auseinandersetzen möchte, dem bietet Die Hütte aber sicher Ansätze, um dies zu tun.
William Paul Young, Die Hütte. Hörbuch Hamburg 2012.
Zum Inhalt:
"Macks jüngste Tochter ist vor Jahren entführt und wahrscheinlich umgebracht worden. Ihre letzten Spuren hat man in einer Schutzhütte im Wald gefunden, in deren Nähe die Familie auf einem Ausflug campierte. Jetzt erhält Mack rätselhafte Einladungen, die ihn aus seiner tiefen Depression reißen, in der er mit Gott über den Verlust hadert. Diese Einladungen locken ihn in die Hütte, wo er an einem bemerkenswerten Wochenende Gott, Jesus und den Heiligen Geist persönlich trifft. In furiosen Dialogen mit Gott über das Böse und den Schmerz der Welt kommt Mack zu einem neuen Verständnis von Schöpfung und Christentum."Die Grundidee dieser Begegnung ist schlicht und genial - birgt aber die Gefahr der Simplifizierung. Ist Gott wirklich so einfach zu fassen, wie die Unterhaltungen Macks mit den drei Personifikationen glauben lassen? Ist auch der Weg zum Glauben und vor allem zur Vergebung so unkompliziert?
So ist mein Urteil über Die Hütte zweigeteilt.
Einerseits ermöglicht es jedem, der bereit ist, sich auf das Gedankenexperiment dieser Begegnung mit Gott einzulassen, eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. Dabei werden stellt Young natürlich auch die schwierigen Glaubensaspekte, mit den größten Möglichkeiten zu zweifeln, in den Mittelpunkt der Gespräche Macks mit Gott. Auseinandersetzung ist gut.
Andererseits sind einige der Antworten/Fingerzeige/Angebote Gottes sehr einfach - zu einfach. Teilweise sind die Bilder, mit denen sie dargestellt werden, sehr romantisch und aufdringlich offensichtlich. Vielleicht liegt es an mir, ich empfinde Glauben als komplizierter, vielschichter, als dass man mit ein paar einfachen Begegnungen, Gesprächen und symbolhaften Bildern sogleich zu einer tiefgreifenden Lebens- und Glaubensveränderung gelangt. Das erscheint mir als Prozess zu kurz gegriffen.
Nun, man kann natürlich das ganze Buch auch als Parabel betrachten, dann funktioniert es vielleicht besser, zumdem man sich eventuell auch stärker darauf einlassen könnte, als ich es vielleicht getan habe. Wer sich mit seinem eigenen Glauben auseinandersetzen möchte, dem bietet Die Hütte aber sicher Ansätze, um dies zu tun.
William Paul Young, Die Hütte. Hörbuch Hamburg 2012.
Monday, February 11, 2013
Selige Ruhe
Wenn ich so recht niedergeschlagen,
rat- und hilflos und unglücklich bin,
so lege ich mich ruhig zu Bette,
schließe die Augen,
entferne alles
und träume
in selige Ruhe hinein.
Sunday, February 10, 2013
David Nicholls - Zwei an einem Tag
David Nicholls schreibt Drehbücher und Romane. Zwei an einem Tag war einer der Romane einer Kindle-Gratis-E-Book-Aktion von amazon, wenngleich ich den Titel bereits vorher schon einmal gehört/gelesen hatte.
Es ist ein Liebesroman, der von Emma und Dexter erzählt, die sich am Tag ihres College-Abschlusses kennenlernen, an einem 15. Juli. Ausgehend von diesem Datum sehen wir die beiden wie in Filmblenden (Drehbuch?!) durch mehrere Jahre hinweg - immer am 15. Juli - ihr Leben leben, teils miteinander, teils aneinander vorbei, lange als Freunde, gegen Ende als Liebende.
Diese Wanderung durch die Jahre beinhaltet nebenbei auch eine kleine Form von Gesellschaftsstudie, was ist "in", welche Lebensstile sind angesehen, auf welche blickt man mit Missachtung, während die Protagonisten Höhen und Tiefen ihrem Charakter entsprechend durchleben.
Prinzipiell finde ich die Idee spannend, eine Lebensgeschichte so punktuell und wie im Zeitraffer zu erzählen. Auch die Charakterzeichnung von Emma und Dexter ist gelungen, trotz einiger Klischees (Oberflächlichkeit versus literarisch-begabter Gesellschaftskritikerin, Alkoholismus versus schüchterner Bescheidenheit). Dennoch zündete der Roman nicht, hatte Längen und vor allem ein fürchterlich zähes Ende, der wie ein schreckliche 30 Seiten langer Nachsatz zum eigentlichen Schlusspunkt war. Mir boten beide Protagonisten wenig Identifikationsfläche, vielleicht liegt es auch am Genre, das ich sonst kaum lese. Als Liebesgeschichte fand ich es beinahe trostlos, als Freundschafts-/Beziehungsgeschichte passabel, aber nicht begeisternd - und zu lang.
David Nicholls, Zwei an einem Tag. Kein & Aber, Berlin 2010.
Es ist ein Liebesroman, der von Emma und Dexter erzählt, die sich am Tag ihres College-Abschlusses kennenlernen, an einem 15. Juli. Ausgehend von diesem Datum sehen wir die beiden wie in Filmblenden (Drehbuch?!) durch mehrere Jahre hinweg - immer am 15. Juli - ihr Leben leben, teils miteinander, teils aneinander vorbei, lange als Freunde, gegen Ende als Liebende.
Diese Wanderung durch die Jahre beinhaltet nebenbei auch eine kleine Form von Gesellschaftsstudie, was ist "in", welche Lebensstile sind angesehen, auf welche blickt man mit Missachtung, während die Protagonisten Höhen und Tiefen ihrem Charakter entsprechend durchleben.
Prinzipiell finde ich die Idee spannend, eine Lebensgeschichte so punktuell und wie im Zeitraffer zu erzählen. Auch die Charakterzeichnung von Emma und Dexter ist gelungen, trotz einiger Klischees (Oberflächlichkeit versus literarisch-begabter Gesellschaftskritikerin, Alkoholismus versus schüchterner Bescheidenheit). Dennoch zündete der Roman nicht, hatte Längen und vor allem ein fürchterlich zähes Ende, der wie ein schreckliche 30 Seiten langer Nachsatz zum eigentlichen Schlusspunkt war. Mir boten beide Protagonisten wenig Identifikationsfläche, vielleicht liegt es auch am Genre, das ich sonst kaum lese. Als Liebesgeschichte fand ich es beinahe trostlos, als Freundschafts-/Beziehungsgeschichte passabel, aber nicht begeisternd - und zu lang.
David Nicholls, Zwei an einem Tag. Kein & Aber, Berlin 2010.
Saturday, February 09, 2013
Friday, February 08, 2013
Erin Hunter - In die Wildnis
Die Reihe Warrior Cats von Erin Hunter erzählt die Geschichten von mehreren wilden Katzenclans. Die Clans haben ihren eigenen Ehrencodex, Hierarchien und Mythologie.
In der ersten Folge In die Wildnis stößt ein Hauskater per Zufall, aber auch getrieben durch seine Sehnsucht nach Jagd und Freiheit, zu dem Donnerclan. Er wird als Feuerpfote aufgenommen und erhält eine Ausbildung zum Krieger. Leider ist auch bei den Katzen die Gesellschaft nicht immer so, wie sie sein soll. Machthungrige Katzen intrigieren, um die hohen Ränge im Clan einnehmen zu können. Feuerpfote gerät zwischen die Fronten, durch Tapferkeit kann er aber das Schlimmste verhindern.
In die Wildnis verbringt einige Zeit damit, das Setting der Geschichte aufzuzeigen, die Lebensweise der Warrior Cats muss erklärt werden, damit der Plot sich überhaupt entwickeln kann. Die vielen felinen Charaktere sind anfangs schwer auseinanderzuhalten. Prinzipiell hat mir die Katzengesellschaft gut gefallen, wenngleich Erin Hunter menschliches und kätzisches oft vermengt, manches Verhalten, manche Schilderung wirkt nicht ganz plausibel, aber darüber kann man hinwegsehen. Sprachlich ist das Buch stark an die junge Zielgruppe (der Verlag empfiehlt die Reihe für Zehnjährige) angepasst und erzählt eher unkompliziert.
Die Lesung von Ulrike Krummbiegel hat mir gut gefallen, ihre Stimmeninterpretation half, bei all den vielen ähnlichen Katzennamen nicht den Überblick zu verlieren, und erzeugte Spannung.
Erin Hunter ist übrigens das Pseudonym eines Autorenteams, wie man bei wikipedia nachlesen kann. Die Reihe um die Warrior Cats ist umfangreich, nicht alle Bände sind schon übersetzt, inzwischen hat das Team neben einer Manga-Comicreihe auch eine zweite Tierwelt geschaffen: Bei Seekers geht es um Bären.
Erin Hunter, Warrior Cats - In die Wildnis. Beltz & Gelberg, Weinheim 2008.
In der ersten Folge In die Wildnis stößt ein Hauskater per Zufall, aber auch getrieben durch seine Sehnsucht nach Jagd und Freiheit, zu dem Donnerclan. Er wird als Feuerpfote aufgenommen und erhält eine Ausbildung zum Krieger. Leider ist auch bei den Katzen die Gesellschaft nicht immer so, wie sie sein soll. Machthungrige Katzen intrigieren, um die hohen Ränge im Clan einnehmen zu können. Feuerpfote gerät zwischen die Fronten, durch Tapferkeit kann er aber das Schlimmste verhindern.
In die Wildnis verbringt einige Zeit damit, das Setting der Geschichte aufzuzeigen, die Lebensweise der Warrior Cats muss erklärt werden, damit der Plot sich überhaupt entwickeln kann. Die vielen felinen Charaktere sind anfangs schwer auseinanderzuhalten. Prinzipiell hat mir die Katzengesellschaft gut gefallen, wenngleich Erin Hunter menschliches und kätzisches oft vermengt, manches Verhalten, manche Schilderung wirkt nicht ganz plausibel, aber darüber kann man hinwegsehen. Sprachlich ist das Buch stark an die junge Zielgruppe (der Verlag empfiehlt die Reihe für Zehnjährige) angepasst und erzählt eher unkompliziert.
Die Lesung von Ulrike Krummbiegel hat mir gut gefallen, ihre Stimmeninterpretation half, bei all den vielen ähnlichen Katzennamen nicht den Überblick zu verlieren, und erzeugte Spannung.
Erin Hunter ist übrigens das Pseudonym eines Autorenteams, wie man bei wikipedia nachlesen kann. Die Reihe um die Warrior Cats ist umfangreich, nicht alle Bände sind schon übersetzt, inzwischen hat das Team neben einer Manga-Comicreihe auch eine zweite Tierwelt geschaffen: Bei Seekers geht es um Bären.
Erin Hunter, Warrior Cats - In die Wildnis. Beltz & Gelberg, Weinheim 2008.
Thursday, February 07, 2013
Waldversuch
Malen zum Entspannen, Abschalten, Träumen,... (siehe auch Where do you go to disappear?)
Hier ein Waldversuch nach einer Skizzenvorlage von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938).
Hier ein Waldversuch nach einer Skizzenvorlage von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938).
Spannend, wie das Bild wuchs und sich veränderte.
Wednesday, February 06, 2013
Tuesday, February 05, 2013
Rocky Shore
Monday, February 04, 2013
Rita Falk - Winterkartoffelknödel
Manchmal kann man sich schon fragen, warum manche Bücher, besonders deutsche Krimis mit Lokalkolorit, es in die Bestsellerlisten schaffen. Ich testete in dieser Hinsicht bereits Nele Neuhaus (wobei da wenig Kolorit vorkommt) oder Klüpfl/Kobr (eine Reihe mit einigen humorvollen Höhepunkten und schlimmen Tiefpunkten). Meistens versuche ich dabei, dafür keine wertvolle Lesezeit aufzuwenden, sondern das Hörbuch zu hören, so dass man nebenbei bügeln oder aufräumen kann. So ist es selbst bei schlechtem Buch keine vollvergeudete Zeit.
Rita Falks Kommissar in Winterkartoffelknödel heißt Franz Eberhofer und er wurde aus München strafversetzt – ausgerechnet in sein niederbayerisches Heimatdorf. Eigentlich ist da polizeilich nichts los, bis eine Reihe von ungewöhnlichen und vor allem tödlichen Unfällen ihn zum Ermitteln zwingen.
Diese Ermittlungen sind aber für das Buch komplett irrelevant, sie geschehen quasi nebenbei oder aus Versehen und vor allem trotz Eberhofers Dämlichkeit - um es kurz zu machen: Es ist kein Krimi. Vielleicht eher eine bayrische Satire, so habe ich überlegt, aber dafür ist es dann auch wieder nicht witzig genug.
Sympathisch war die taube, schnäppchenjagende Oma, die ständig gute bayrische Gerichte kocht (daher auch die diversen kulinarisch-angelehnten Titel der Reihe) und die etwas skurrile Familie Eberhofer insgesamt. Die verschiedenen Dorfcharaktere bleiben allerdings flach und klischeebehaftet. Ist Bayern so? Ich kenne mich da nicht aus. Und der Fall ist für einen Krimifan einfach nur beschämend, keine Spannungskurve. Der Täter ist etwa in der Mitte des Romans klar, entlarvt wird er nach drei Vierteln und das letzte Viertel hat eigentlich keine Handlung mehr. Fast peinlich.
Die Lesung von Christian Tramitz macht schon das beste draus, so denke ich, aber insgesamt ist Winterkartoffelknödel vollkommen unspannend und nur mäßig witzig. Mir erschließt sich der Bestsellerstatus überhaupt nicht.
Rita Falk, Winterkartoffelknödel. DAV 2010.
Rita Falks Kommissar in Winterkartoffelknödel heißt Franz Eberhofer und er wurde aus München strafversetzt – ausgerechnet in sein niederbayerisches Heimatdorf. Eigentlich ist da polizeilich nichts los, bis eine Reihe von ungewöhnlichen und vor allem tödlichen Unfällen ihn zum Ermitteln zwingen.
Diese Ermittlungen sind aber für das Buch komplett irrelevant, sie geschehen quasi nebenbei oder aus Versehen und vor allem trotz Eberhofers Dämlichkeit - um es kurz zu machen: Es ist kein Krimi. Vielleicht eher eine bayrische Satire, so habe ich überlegt, aber dafür ist es dann auch wieder nicht witzig genug.
Sympathisch war die taube, schnäppchenjagende Oma, die ständig gute bayrische Gerichte kocht (daher auch die diversen kulinarisch-angelehnten Titel der Reihe) und die etwas skurrile Familie Eberhofer insgesamt. Die verschiedenen Dorfcharaktere bleiben allerdings flach und klischeebehaftet. Ist Bayern so? Ich kenne mich da nicht aus. Und der Fall ist für einen Krimifan einfach nur beschämend, keine Spannungskurve. Der Täter ist etwa in der Mitte des Romans klar, entlarvt wird er nach drei Vierteln und das letzte Viertel hat eigentlich keine Handlung mehr. Fast peinlich.
Die Lesung von Christian Tramitz macht schon das beste draus, so denke ich, aber insgesamt ist Winterkartoffelknödel vollkommen unspannend und nur mäßig witzig. Mir erschließt sich der Bestsellerstatus überhaupt nicht.
Rita Falk, Winterkartoffelknödel. DAV 2010.
Sunday, February 03, 2013
John Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter
John Greens Das Schicksal ist ein mieser Verräter war schnell und lange und überall auf den Bestsellerlisten. Es erzählt die Geschichte der krebskranken Hazel, 16, die bei einer Krebsselbsthilfegruppe Augustus trifft. Es passiert, was passieren muss, sie verlieben sich. Die Geschichte wird durch ihre Krankheit besonders, intensiver, leuchtender. Sie sind auch keine Teenager im eigentlichen Sinn, sie nehmen die Liebe und das Leben, vor allem aber, was danach kommen oder nicht kommen kann, ernster als der durchschnittliche Teen das tut. Literatur und Musik spielen eine bedeutungsvolle Rolle in ihrem durch den Krebs gekennzeichneten, viel zu kurzem Leben.
Die Geschichte ist anrührend aus vielen Gründen:
Die Charaktere sind sympathisch und authentisch, man möchte sie auf der Stelle kennenlernen und vor allem das Schicksal dazu zwingen, sie am Leben zu lassen.
Green schafft es, die Geschichte unpathetisch, beinahe leicht zu erzählen, man lacht und weint gleichermaßen mit den Protagonisten, vergisst zwischendurch, was ihnen und einem selbst als Leser am Buchende bevorsteht, um dann wieder über der Grausamkeit des Lebens zu verzweifeln.
Die Querverweise zu Literatur und die Reflexion über die Schwierigkeiten und Intentionen eines Autors beim Schreiben und in der Kommunikation mit dem Leser sind vielleicht, wie teilweise in den Kritiken angemerkt, nicht "passend" für die Gedankenwelt einer 16jährigen (aber Hazel und Augustus sind schicksalsbedingt auch keine normalen Jugendlichen), aber sie sind es auch, die das Buch über die allein schon wunderbare Liebesgeschichte hinaus noch wertvoller machen und dem Buch Schönheit und eine weitere Bedeutungsebene verleihen.
Ich mochte das Buch sehr gern.
John Green, Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Hanser, München 2012.
Die Geschichte ist anrührend aus vielen Gründen:
Die Charaktere sind sympathisch und authentisch, man möchte sie auf der Stelle kennenlernen und vor allem das Schicksal dazu zwingen, sie am Leben zu lassen.
Green schafft es, die Geschichte unpathetisch, beinahe leicht zu erzählen, man lacht und weint gleichermaßen mit den Protagonisten, vergisst zwischendurch, was ihnen und einem selbst als Leser am Buchende bevorsteht, um dann wieder über der Grausamkeit des Lebens zu verzweifeln.
Die Querverweise zu Literatur und die Reflexion über die Schwierigkeiten und Intentionen eines Autors beim Schreiben und in der Kommunikation mit dem Leser sind vielleicht, wie teilweise in den Kritiken angemerkt, nicht "passend" für die Gedankenwelt einer 16jährigen (aber Hazel und Augustus sind schicksalsbedingt auch keine normalen Jugendlichen), aber sie sind es auch, die das Buch über die allein schon wunderbare Liebesgeschichte hinaus noch wertvoller machen und dem Buch Schönheit und eine weitere Bedeutungsebene verleihen.
Ich mochte das Buch sehr gern.
John Green, Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Hanser, München 2012.
Saturday, February 02, 2013
Die Welt des Michael Ende
Michael Ende war einer der großen Autoren seiner Zeit, das Genre, das er wählte, die phantastische Literatur, führte dazu, dass er nicht von vielen als solcher erkannt wurde.
Die Welt des Michael Ende (Steinbach Sprechende Bücher 2009) ist eine Zusammenstellung von Interviews und gelesenen Texten, die aufzeigen, wie vielfältig und zum Teil tiefgründig philosophisch sein Werk war. In dem Interview versucht Ende aufzuzeigen, welchen Wert Literatur für eine Gesellschaft haben kann. Er spricht dabei von der Art und Weise, wie wir Wirklichkeit wahrnehmen und welche Konzepte dieser Wahrnehmung zugrunde liegen. Literatur und die Phantasie des Menschen kann diese Wahrnehmung verändern und damit auch die Wiirklichkeit verändern.
Faszinierend finde ich auch seine Äußerungen des therapeutischen Aspekts von Literatur, er nimmt dabei Bezug zur klassischen Katharsis-Lehre von Aristoteles - die Emotionen, die das Lesen bei uns auslösen, sind real und bewirken, dass sich in uns etwas verändert, auflöst, verschiebt. Jeder, der einmal von einem Roman tief berührt wurde, kann das bestätigen.
Die zwei CDs sind sehr hörenswert, man erfährt viel über den Autor und hat hinterher eine bessere Vorstellung von der Vielseitigkeit und Tiefgründigkeit seines Schaffens.
Hier noch ein sehr sehenswerter, leider sehr kurzer Beitrag vom SWR zu Michael Endes Biographie, Werk und Philosophie, Autoren erzählen - Michael Ende:
Die Welt des Michael Ende (Steinbach Sprechende Bücher 2009) ist eine Zusammenstellung von Interviews und gelesenen Texten, die aufzeigen, wie vielfältig und zum Teil tiefgründig philosophisch sein Werk war. In dem Interview versucht Ende aufzuzeigen, welchen Wert Literatur für eine Gesellschaft haben kann. Er spricht dabei von der Art und Weise, wie wir Wirklichkeit wahrnehmen und welche Konzepte dieser Wahrnehmung zugrunde liegen. Literatur und die Phantasie des Menschen kann diese Wahrnehmung verändern und damit auch die Wiirklichkeit verändern.
Faszinierend finde ich auch seine Äußerungen des therapeutischen Aspekts von Literatur, er nimmt dabei Bezug zur klassischen Katharsis-Lehre von Aristoteles - die Emotionen, die das Lesen bei uns auslösen, sind real und bewirken, dass sich in uns etwas verändert, auflöst, verschiebt. Jeder, der einmal von einem Roman tief berührt wurde, kann das bestätigen.
Die zwei CDs sind sehr hörenswert, man erfährt viel über den Autor und hat hinterher eine bessere Vorstellung von der Vielseitigkeit und Tiefgründigkeit seines Schaffens.
Hier noch ein sehr sehenswerter, leider sehr kurzer Beitrag vom SWR zu Michael Endes Biographie, Werk und Philosophie, Autoren erzählen - Michael Ende:
Friday, February 01, 2013
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