Nach dem etwas langen, aber dennoch gelungenen ersten Band Der nasse Fisch der Reihe um Gereon Rath schickt Volker Kutscher seinen eigenwilligen Ermittler in Der stumme Tod in Berlins Filmszene im Jahr 1930. Der Stummfilm wird langsam vom Tonfilm verdrängt, was wie jeder große mediale Umsturz, zu jeder Menge Konflikten bei allen Beteiligten führt, bei Schauspielern, Regisseuren und Produzenten gleichermaßen.
Die Schauspielerin Betty Winter wird während der Dreharbeiten von einem Scheinwerfer erschlagen. War Sabotage im Spiel? Gleichzeitig wird Rath gebeten, private Ermittlungen anzustellen und den Aufenthaltsort einer anderen, verschwundenen Schauspielerin herauszufinden. Als diese dann tot in einer grausigen Inszenierung aufgefunden wird, nimmt auch bei diesem Fall die Mordkommission ihre Arbeit auf.
In der Audiobookfassung sind einige Kürzungen vorgenommen worden, so dass keine erzählerischen Längen entstanden (auf die andere Rezensenten aber auch bei diesem zweiten Band hinweisen). Gereon Rath ist nach wie vor ein vielschichtiger Protagonist, der viel Einsatz und auch Gerechtigkeitssinn zeigt, sich aber schlecht in die Strukturen seiner Dienststelle einfügen kann und auch vor Gesetzesverstößen nicht zurückschreckt. Dass er damit dennoch durchkommt, wirkt stellenweise unglaubwürdig, aber passt irgendwie in die unruhige und auch bedrohliche Zeit, die Kutscher sehr bemüht zeichnet. Berlin ist überaus lebendig, düster, bedrohlich und glamourös zur gleichen Zeit.
Alles in allem hat mir auch dieser zweite Band gut gefallen, die Lesung von Reiner Schöne war kurzweilig. Mal sehen, wie es mit Gereon Rath und seinen Kollegen in Goldstein weitergeht.
Volker Kutscher, Der stumme Tod. Argon 2011.
Monday, August 20, 2018
Saturday, August 18, 2018
Val McDermid - Der lange Atem der Vergangenheit
Zu Beginn von Detective Chief Inspector Karen Piries drittem Fall wird ein Skelett mit einem Einschussloch im Schädel in einem alten verlassenen Gebäude in Edinburgh gefunden. Eine alte Magnetkarte gibt erste Hinweise auf die Identität des Toten... und führt sie zu der Oxforder Universitätsprofessorin Maggie Blake. Ihr kroatischer Lebensgefährte verschwand vor vielen Jahren - ist er vielleicht doch nicht in seine Heimat zurückgekehrt, wie sie immer angenommen hatte?
Parallel zu Piries Ermittlung beschäftigt sich ein Team vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal mit den Hintergründen zu einer Reihe von Morden an Kriegsverbrechern aus dem Jugoslawienkrieg, die wegen ihrer Ermordung nie vor Gericht gestellt werden können. Sie interessieren sich für den gleichen Mann. So überschneiden sich die beiden Ermittlungen an einigen Stellen und für den Leser wird die Geschichte aus beiden Erzählsträngen heraus erklärt.
Es überlagern sich persönliche und geschichtlich-politische Aspekte der Geschichte, es ist nicht nur ein Thriller, den Val McDermid hier entwirft, sondern auch ein Rückblick auf die schrecklichen Geschehnisse dieses Balkankrieges, dessen Auswirkungen immer noch das Handeln und Empfinden von Menschen beeinflusst. Die Schilderung des Horrors von damals mag mancher Krimifan als störend empfinden - oder als Aspekt, der dem Roman mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht.
Die Protagonistin gibt ihr Bestes, um in dem Labyrinth von Vergangenheit, Täuschung und Selbstbetrug die Zusammenhänge zu ergründen - auch wenn am Ende die Schuldfrage offen bleibt.
Val McDermid, Der lange Atem der Vergangenheit. Argon 2015.
Parallel zu Piries Ermittlung beschäftigt sich ein Team vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal mit den Hintergründen zu einer Reihe von Morden an Kriegsverbrechern aus dem Jugoslawienkrieg, die wegen ihrer Ermordung nie vor Gericht gestellt werden können. Sie interessieren sich für den gleichen Mann. So überschneiden sich die beiden Ermittlungen an einigen Stellen und für den Leser wird die Geschichte aus beiden Erzählsträngen heraus erklärt.
Es überlagern sich persönliche und geschichtlich-politische Aspekte der Geschichte, es ist nicht nur ein Thriller, den Val McDermid hier entwirft, sondern auch ein Rückblick auf die schrecklichen Geschehnisse dieses Balkankrieges, dessen Auswirkungen immer noch das Handeln und Empfinden von Menschen beeinflusst. Die Schilderung des Horrors von damals mag mancher Krimifan als störend empfinden - oder als Aspekt, der dem Roman mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht.
Die Protagonistin gibt ihr Bestes, um in dem Labyrinth von Vergangenheit, Täuschung und Selbstbetrug die Zusammenhänge zu ergründen - auch wenn am Ende die Schuldfrage offen bleibt.
Val McDermid, Der lange Atem der Vergangenheit. Argon 2015.
Series by Val McDermid
Inspector Karen Pirie Series
#1 The Distant Echo (2003) - Echo einer Winternacht
#2 A Darker Domain (2008) - Nacht unter Tag
#3 The Skeleton Road (2014) - Der lange Atem der Vergangenheit
#4 Out of Bounds (2016) - Der Sinn des Todes
#5 Broken Ground (expected 2018)
Tony Hill and Carol Jordan Series
#1 The Mermaids Singing (1995) - Das Lied der Sirenen
#2 The Wire in the Blood (1997) - Schlussblende
#3 The Last Temptation (2002) - Ein kalter Strom
#4 The Torment of Others (2004) - Tödliche Worte
#5 Beneath the Bleeding (2003) - Schleichendes Gift
#6 Fever of the Bone (2009) - Vatermord
#7 The Retribution (2011) - Vergeltung
#8 Cross and Burn (2013) - Eiszeit
#9 Splinter in the Silence (2015) - Schwarzes Netz
#10 Insidious Intent (2017) - Rachgier
Kate Brannigan Series
#1 Dead Beat (1992) - Abgeblasen
#2 Kick Back (1993) - Luftgärten
#3 Crack down (1994) - Skrupellos
#4 Clean Break (1995) - Clean Break
#5 Blue Genes (1996) - Das Kuckucksei
#6 Star Struck (1998) - Das Gesetz der Serie
Val McDermid's website
#1 The Distant Echo (2003) - Echo einer Winternacht
#2 A Darker Domain (2008) - Nacht unter Tag
#3 The Skeleton Road (2014) - Der lange Atem der Vergangenheit
#4 Out of Bounds (2016) - Der Sinn des Todes
#5 Broken Ground (expected 2018)
Tony Hill and Carol Jordan Series
#1 The Mermaids Singing (1995) - Das Lied der Sirenen
#2 The Wire in the Blood (1997) - Schlussblende
#3 The Last Temptation (2002) - Ein kalter Strom
#4 The Torment of Others (2004) - Tödliche Worte
#5 Beneath the Bleeding (2003) - Schleichendes Gift
#6 Fever of the Bone (2009) - Vatermord
#7 The Retribution (2011) - Vergeltung
#8 Cross and Burn (2013) - Eiszeit
#9 Splinter in the Silence (2015) - Schwarzes Netz
#10 Insidious Intent (2017) - Rachgier
Kate Brannigan Series
#1 Dead Beat (1992) - Abgeblasen
#2 Kick Back (1993) - Luftgärten
#3 Crack down (1994) - Skrupellos
#4 Clean Break (1995) - Clean Break
#5 Blue Genes (1996) - Das Kuckucksei
#6 Star Struck (1998) - Das Gesetz der Serie
Val McDermid's website
Friday, August 17, 2018
Thursday, August 16, 2018
Antje Babendererde - Isegrim
Antje Babendererde beschäftigt sich in ihren Jugendbüchern mit naturbezogenen Themen. Nach den Walen und Indianerbezügen in Der Gesang der Orcas, das mir gut gefallen hat, rechnete ich bei Isegrim natürlich mit einem Wolfsthema.
Jola ist die 17jährige Tochter eines Revierförsters in der Nähe von Erfurt und sie kennt und liebt den Wald und die Tiere darin über alles. Auch wenn ihr Freund Kai das gern anders hätte, damit sie mehr Zeit mit ihm verbringt. Doch dann nimmt Jola Veränderungen im Wald wahr, sie fühlt sich beobachtet. Sie erinnert sich plötzlich an das Verschwinden ihrer Freundin vor fünf Jahren - gleichzeitig kommt es zu einer Reihe von kleinen Diebstählen im Dorf. Als sie eines Tages dann die Wölfin im Wald entdeckt und fürchten muss, dass die Dorfbewohner gleich zur Flinte greifen werden, ist das Chaos fast perfekt. Dazu gehört dann nur noch der im Wald lebende polnische Junge Olek, in den sich Jola unsterblich verliebt... Und dann war da noch der Handlungsstrang, in dem die Jugendlichen in der Vergangenheit der alten Dorfbewohner recherchieren und auch dort ungelöste Geheimnisse aufstöbern.
Angesichts dieser vielen Probleme und Handlungsfäden bleibt es nicht aus, dass die Protagonistin, obwohl sympathisch, leicht überfordert ist und nicht mehr klar und logisch handelt - zumal sie ein verliebter Teenager ist. So ist es letztendlich nicht überraschend, dass die Auflösung arg konstruiert und forciert erfolgt und sich das ganze Buch nicht zu einem runden Ganzen fügt. Ein oder zwei Ideen wegzulassen, hätte Isegrim gutgetan. So bleibt auch die Wolfsgeschichte offen, zumal sie so oder so nicht im Fokus steht, die Lösungsansätze für das chaotische Liebesleben Jolas wirken wie ein erzwungenes Happy End, von der Erklärung für die verschwundene Freundin gar nicht zu sprechen. Unbefriedigend.
Antje Babendererde, Isegrim. Arena, Würzburg 2013.
Jola ist die 17jährige Tochter eines Revierförsters in der Nähe von Erfurt und sie kennt und liebt den Wald und die Tiere darin über alles. Auch wenn ihr Freund Kai das gern anders hätte, damit sie mehr Zeit mit ihm verbringt. Doch dann nimmt Jola Veränderungen im Wald wahr, sie fühlt sich beobachtet. Sie erinnert sich plötzlich an das Verschwinden ihrer Freundin vor fünf Jahren - gleichzeitig kommt es zu einer Reihe von kleinen Diebstählen im Dorf. Als sie eines Tages dann die Wölfin im Wald entdeckt und fürchten muss, dass die Dorfbewohner gleich zur Flinte greifen werden, ist das Chaos fast perfekt. Dazu gehört dann nur noch der im Wald lebende polnische Junge Olek, in den sich Jola unsterblich verliebt... Und dann war da noch der Handlungsstrang, in dem die Jugendlichen in der Vergangenheit der alten Dorfbewohner recherchieren und auch dort ungelöste Geheimnisse aufstöbern.
Angesichts dieser vielen Probleme und Handlungsfäden bleibt es nicht aus, dass die Protagonistin, obwohl sympathisch, leicht überfordert ist und nicht mehr klar und logisch handelt - zumal sie ein verliebter Teenager ist. So ist es letztendlich nicht überraschend, dass die Auflösung arg konstruiert und forciert erfolgt und sich das ganze Buch nicht zu einem runden Ganzen fügt. Ein oder zwei Ideen wegzulassen, hätte Isegrim gutgetan. So bleibt auch die Wolfsgeschichte offen, zumal sie so oder so nicht im Fokus steht, die Lösungsansätze für das chaotische Liebesleben Jolas wirken wie ein erzwungenes Happy End, von der Erklärung für die verschwundene Freundin gar nicht zu sprechen. Unbefriedigend.
Antje Babendererde, Isegrim. Arena, Würzburg 2013.
Tuesday, August 14, 2018
Roddy Doyle - Alles super
Gloria und Raymonds Onkel Ben geht es nicht gut, die Großmutter sagt, auf seinen Schulter sitzt der "schwarze Hund". Der sucht zur Zeit der Wirtschaftskrise ganz Dublin heim, so vielen Erwachsenen geht es nicht gut.
Die Kinder beschließen eines Nachts, dass der schwarze Hund gefunden und bekämpft werden muss und schon rennen sie hinaus in die Dunkelheit Dublins! Plötzlich entdecken sie ihn tatsächlich, einen riesigen dunklen Schatten, der vor ihnen davonläuft - oder will er sie irgendwohin locken? Ein wenig Angst haben sie doch, zum Glück merken sie bald, dass der Hund es gar nicht leiden kann, wenn sie laut rufen "Alles super!", dann scheint plötzlich ein helles Licht. Auch finden sie unterwegs noch andere Kinder mit dem gleichen Ziel und gemeinsam geschieht das Unfassbare - passend zum St. Patrick’s Day ist die Stadt von dem schwarzen Hund befreit!
Roddy Doyle hat ein sympathisches und kindgerechtes Buch zum Thema Depression geschrieben. Das Bild vom schwarzen Hund, der den Menschen auf den Schultern lastet und ihnen einredet, sie seien nichts wert, ist beeindruckend schlicht und auch treffend. Die Lösung andererseits - einfach zu sagen, alles sei super (in der Originalausgabe Brilliant!) - greift zu kurz und ist vielleicht irreführend, es gäbe tatsächlich eine so einfache Lösung für diese schwierige Krankheit.
Roddy Doyle, Alles super. cbj, München 2015.
Die Kinder beschließen eines Nachts, dass der schwarze Hund gefunden und bekämpft werden muss und schon rennen sie hinaus in die Dunkelheit Dublins! Plötzlich entdecken sie ihn tatsächlich, einen riesigen dunklen Schatten, der vor ihnen davonläuft - oder will er sie irgendwohin locken? Ein wenig Angst haben sie doch, zum Glück merken sie bald, dass der Hund es gar nicht leiden kann, wenn sie laut rufen "Alles super!", dann scheint plötzlich ein helles Licht. Auch finden sie unterwegs noch andere Kinder mit dem gleichen Ziel und gemeinsam geschieht das Unfassbare - passend zum St. Patrick’s Day ist die Stadt von dem schwarzen Hund befreit!
Roddy Doyle hat ein sympathisches und kindgerechtes Buch zum Thema Depression geschrieben. Das Bild vom schwarzen Hund, der den Menschen auf den Schultern lastet und ihnen einredet, sie seien nichts wert, ist beeindruckend schlicht und auch treffend. Die Lösung andererseits - einfach zu sagen, alles sei super (in der Originalausgabe Brilliant!) - greift zu kurz und ist vielleicht irreführend, es gäbe tatsächlich eine so einfache Lösung für diese schwierige Krankheit.
Roddy Doyle, Alles super. cbj, München 2015.
Monday, August 13, 2018
Alan Bradley's Flavia de Luce series
#1 The Sweetness at the Bottom of the Pie (2009)
Mord im Gurkenbeet (2009)
#2 The Weed That Strings the Hangman's Bag (2010)
Mord ist kein Kinderspiel (2010)
#3 A Red Herring Without Mustard (2011)
Halunken, Tod und Teufel. (2011)
#4 I Am Half-Sick of Shadows (2011)
Vorhang auf für eine Leiche. (2012)
#5 Speaking from Among the Bones (2013)
Schlussakkord für einen Mord (2013)
#6 The Dead in Their Vaulted Arches (2014)
Tote Vögel singen nicht (2014)
#7 As Chimney Sweepers Come to Dust (2015)
Eine Leiche wirbelt Staub auf (2016)
#8 Thrice the Brinded Cat Hath Mew'd (2016)
Mord ist nicht das letzte Wort. (2017)
#9 The Grave's a Fine and Private Place (2018)
Der Tod sitzt mit im Boot. (2018)
#10 The Golden Tresses of the Dead (2019)
Todeskuss mit Zuckerguss (2019)
Mord im Gurkenbeet (2009)
#2 The Weed That Strings the Hangman's Bag (2010)
Mord ist kein Kinderspiel (2010)
#3 A Red Herring Without Mustard (2011)
Halunken, Tod und Teufel. (2011)
#4 I Am Half-Sick of Shadows (2011)
Vorhang auf für eine Leiche. (2012)
#5 Speaking from Among the Bones (2013)
Schlussakkord für einen Mord (2013)
#6 The Dead in Their Vaulted Arches (2014)
Tote Vögel singen nicht (2014)
#7 As Chimney Sweepers Come to Dust (2015)
Eine Leiche wirbelt Staub auf (2016)
#8 Thrice the Brinded Cat Hath Mew'd (2016)
Mord ist nicht das letzte Wort. (2017)
#9 The Grave's a Fine and Private Place (2018)
Der Tod sitzt mit im Boot. (2018)
#10 The Golden Tresses of the Dead (2019)
Todeskuss mit Zuckerguss (2019)
Sunday, August 12, 2018
Jennifer Rush - Hide (Altered #2)
Nach ihrer Fluch (Escape (Altered #1) sind Anna und ihre vier Superjungen in Hide hauptsächlich mit Überleben beschäftigt - sie verstecken sich, trainieren ihre Kräfte und erleben Flashbacks - kurze Sequenzen, in denen unterdrückte Erinnerungen wieder hochkommen. Anna möchte gern mehr über ihre Vergangenheit und ihre Familie herausfinden, auch wenn ihr Geliebter Sam das für keine gute Idee hält - aber warum? Auch er erinnert sich inzwischen an Dinge, die vielleicht besser verborgen geblieben wären.
Jennifer Rushs zweiter Band der Reihe deckt weitere Schichten des komplexen Durcheinanders der die Gruppe bedrohenden Organisation "Sektion" auf, sie fügt neue Charaktere hinzu und ermöglicht damit neue Beziehungskonstellation, die das sowieso schon schwierige Miteinander noch schwieriger machen.
Hide ist unterhaltsame Teenie-Action mit einer nach wie vor nicht allzu schlauen Protagonistin ("Ach - ich darf meiner gerade neu aufgetauchten Schwester nicht blind vertrauen, wenn sie mir sagt, dass alle anderen böse sind?!?") und viel Emotion.
Jennifer Rush, Hide (Altered #2). Loewe, Bindlach 2014.
Jennifer Rushs zweiter Band der Reihe deckt weitere Schichten des komplexen Durcheinanders der die Gruppe bedrohenden Organisation "Sektion" auf, sie fügt neue Charaktere hinzu und ermöglicht damit neue Beziehungskonstellation, die das sowieso schon schwierige Miteinander noch schwieriger machen.
Hide ist unterhaltsame Teenie-Action mit einer nach wie vor nicht allzu schlauen Protagonistin ("Ach - ich darf meiner gerade neu aufgetauchten Schwester nicht blind vertrauen, wenn sie mir sagt, dass alle anderen böse sind?!?") und viel Emotion.
Jennifer Rush, Hide (Altered #2). Loewe, Bindlach 2014.
Saturday, August 11, 2018
Alan Bradley - Mord im Gurkenbeet
Bereits 2009 erschien Alan Bradleys erster Band Mord im Gurkenbeet um die schräge Flavia de Luce. Er gewann damit vor dem Erscheinen den renommierten britischen Dagger Award in der Kategorie Debut Dagger (2007). In der Tat hat der Autor hier ein interessantes und auch ein sehr britisches Setting entwickelt.
Flavia de Luce ist eine ungewöhnliche Protagonistin. Sie ist elf und überdurchschnittlich, bis hin zur Unglaubwürdigkeit intelligent. Sie lebt mit zwei Schwestern und dem in seine Briefmarkensammelleidenschaft versunkenen Vater in einem alten englischen Herrenhaus nahe einem kleinen englischen Dorf. Sie hat ein Spezialinteresse für Chemie und Gifte.
Um sie herum wimmelt es von weiteren skurrilen Charakteren wie den kriegsgeschädigten Hausangestellten Dogger, die Köchin Mrs Mullet und weiteren Dorfbewohnern, allesamt sehr klassisch-Mrs Marple-mäßig-britisch. Das darf auch so sein, denn der Roman spielt in den 50er Jahren.
Wie der deutsche Titel bereits verrät, liegt eines Nachts ein Toter im Gurkenbeet. Zuvor hat Flavia ihren Vater mit dem Mann streiten hören - und auch die Polizei in Form von Inspector Hewitt sieht in ihm zunächst den Täter. Flavia ermittelt, durchstöbert Pub-Gästezimmer, liest in der Bibliothek in alten Zeitungen nach und erschließt nach und nach die Zusammenhänge. Einiges mag dabei nicht ganz glaubhaft sein, einiges ist selbst für eine sehr schlaue Elfjährige eigentlich nicht zu erfassen. Man muss sich auf Flavia und ihre Welt, ihren Witz und ihre morbide Giftmischerinnensichtweise einlassen können. Britischer Humor, schräge Charaktere und eine durchaus spannende Story haben mich den Mord im Gurkenbeet genießen lassen. Nächster Band der Reihe darf folgen,
Alan Bradley, Mord im Gurkenbeet. Penhaligon, München 2009.
Flavia de Luce ist eine ungewöhnliche Protagonistin. Sie ist elf und überdurchschnittlich, bis hin zur Unglaubwürdigkeit intelligent. Sie lebt mit zwei Schwestern und dem in seine Briefmarkensammelleidenschaft versunkenen Vater in einem alten englischen Herrenhaus nahe einem kleinen englischen Dorf. Sie hat ein Spezialinteresse für Chemie und Gifte.
Um sie herum wimmelt es von weiteren skurrilen Charakteren wie den kriegsgeschädigten Hausangestellten Dogger, die Köchin Mrs Mullet und weiteren Dorfbewohnern, allesamt sehr klassisch-Mrs Marple-mäßig-britisch. Das darf auch so sein, denn der Roman spielt in den 50er Jahren.
Wie der deutsche Titel bereits verrät, liegt eines Nachts ein Toter im Gurkenbeet. Zuvor hat Flavia ihren Vater mit dem Mann streiten hören - und auch die Polizei in Form von Inspector Hewitt sieht in ihm zunächst den Täter. Flavia ermittelt, durchstöbert Pub-Gästezimmer, liest in der Bibliothek in alten Zeitungen nach und erschließt nach und nach die Zusammenhänge. Einiges mag dabei nicht ganz glaubhaft sein, einiges ist selbst für eine sehr schlaue Elfjährige eigentlich nicht zu erfassen. Man muss sich auf Flavia und ihre Welt, ihren Witz und ihre morbide Giftmischerinnensichtweise einlassen können. Britischer Humor, schräge Charaktere und eine durchaus spannende Story haben mich den Mord im Gurkenbeet genießen lassen. Nächster Band der Reihe darf folgen,
Alan Bradley, Mord im Gurkenbeet. Penhaligon, München 2009.
Monday, August 06, 2018
Lucinda Riley - Die sieben Schwestern
Das Setting für Lucinda Rileys Reihe um Die sieben Schwestern ist ein relativ Unwahrscheinliches: Ein alleinstehender reicher Mann mit einem traumhaften Haus am Genfer See adoptiert nacheinander sechs kleine weibliche Babys und lässt sie von einer Haushälterin aufziehen. Erst bei seinem Tod realisieren die Schwestern, wie wenig sie von seinem Leben (womit hat er sein Geld verdient, was hat er gemacht, wenn er nicht zuhause war?) und von ihrer eigenen Herkunft wissen. Zum Glück hat er ihnen einige Hinweise hinterlassen, mit deren Hilfe sie etwas über sich herausfinden können.
Dieser erste Band der Reihe handelt von der ältesten Schwester Maia, die nach einer vor Langem gescheiterten Beziehung im Haus ihres Vaters lebt und als Übersetzerin tätig ist. Ihre Suche nach sich selbst führt sie nach Rio, wo sie mit Hilfe des Schriftstellers Floriano Quintelas, dessen Buch sie übersetzt hat, herausfindet, wer ihre Familie ist.
Parallel dazu wird über weite Passagen die Geschichte ihrer Urgroßmutter Izabela erzählt. Diese wird mit der Entstehungsgeschichte des Wahrzeichens Rios, der Christusstatue, verwoben. Riley bezieht sich dabei auf die historischen Personen, besonders den Bildhauer Paul Landowski.
Während ihrer Recherchen entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen Maia und Floriano - dies, zusammen mit ihrem neuen Wissen über ihre Familiengeschichte, lässt sie neuen Perspektiven für ihr Leben finden.
Der große Erfolg von Lucinda Rileys Romanen ließ mich trotz des romantischen Genres neugierig werden auf die Autorin. Wenngleich ich die Ausgangssituation, wie oben angedeutet, für eine große Krücke halte, auf deren Basis sich die Stories der Reihe leichter aufbauen lassen (Mystik des reichen, geheimnisreichen Vaters), so ist die Geschichte Maias und Izabelas doch gut erzählt. Die historischen Bezüge funktionieren, interessant sind auch die angedeuteten feministischen Gedanken: Izabela denkt über ihre Frauenrolle nach, entkommt den Zwängen in Brasilien zwar nicht, bemerkt aber den Kontrast zur veränderten Situation der Frauen in Europa/Paris. Das wäre als Thema natürlich ausbaufähig, ist aber ein positiver Aspekt der Geschichte. Dagegen ist Maia nur in sich selbst gefangen, weswegen sie als Charakter auch deutlich hinter Izabela zurückbleibt. Zwar hat sie auch Schwieriges erlebt, aber im Vergleich zu ihrer Urgroßmutter stehen ihr alle Türen in ein selbstbestimmtes Leben in finanzieller Unabhängigkeit offen. Die Liebesgeschichte Maias hat mich ebenfalls weniger berührt als die von Izabela, aber es ist der Autorin zugute zu halten, dass sie hier nicht zu dick aufträgt und nicht schwülstig erzählt.
Insgesamt hat mich der Roman positiv überrascht, es war eine interessante Geschichte, die zwar phasenweise vorhersehbar war (schließlich ist es ein Liebesroman), aber den Spannungsbogen dennoch halten konnte. Der Cliffhanger am Ende wäre meines Erachtens nicht nötig gewesen, aber so ist das wohl üblich bei derartigen Serien.
Lucinda Riley, Die sieben Schwestern. Hörverlag 2015.
Zur Rezension des zweiten Bands: Die Sturmschwester
Dieser erste Band der Reihe handelt von der ältesten Schwester Maia, die nach einer vor Langem gescheiterten Beziehung im Haus ihres Vaters lebt und als Übersetzerin tätig ist. Ihre Suche nach sich selbst führt sie nach Rio, wo sie mit Hilfe des Schriftstellers Floriano Quintelas, dessen Buch sie übersetzt hat, herausfindet, wer ihre Familie ist.
Parallel dazu wird über weite Passagen die Geschichte ihrer Urgroßmutter Izabela erzählt. Diese wird mit der Entstehungsgeschichte des Wahrzeichens Rios, der Christusstatue, verwoben. Riley bezieht sich dabei auf die historischen Personen, besonders den Bildhauer Paul Landowski.
Während ihrer Recherchen entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen Maia und Floriano - dies, zusammen mit ihrem neuen Wissen über ihre Familiengeschichte, lässt sie neuen Perspektiven für ihr Leben finden.
Der große Erfolg von Lucinda Rileys Romanen ließ mich trotz des romantischen Genres neugierig werden auf die Autorin. Wenngleich ich die Ausgangssituation, wie oben angedeutet, für eine große Krücke halte, auf deren Basis sich die Stories der Reihe leichter aufbauen lassen (Mystik des reichen, geheimnisreichen Vaters), so ist die Geschichte Maias und Izabelas doch gut erzählt. Die historischen Bezüge funktionieren, interessant sind auch die angedeuteten feministischen Gedanken: Izabela denkt über ihre Frauenrolle nach, entkommt den Zwängen in Brasilien zwar nicht, bemerkt aber den Kontrast zur veränderten Situation der Frauen in Europa/Paris. Das wäre als Thema natürlich ausbaufähig, ist aber ein positiver Aspekt der Geschichte. Dagegen ist Maia nur in sich selbst gefangen, weswegen sie als Charakter auch deutlich hinter Izabela zurückbleibt. Zwar hat sie auch Schwieriges erlebt, aber im Vergleich zu ihrer Urgroßmutter stehen ihr alle Türen in ein selbstbestimmtes Leben in finanzieller Unabhängigkeit offen. Die Liebesgeschichte Maias hat mich ebenfalls weniger berührt als die von Izabela, aber es ist der Autorin zugute zu halten, dass sie hier nicht zu dick aufträgt und nicht schwülstig erzählt.
Insgesamt hat mich der Roman positiv überrascht, es war eine interessante Geschichte, die zwar phasenweise vorhersehbar war (schließlich ist es ein Liebesroman), aber den Spannungsbogen dennoch halten konnte. Der Cliffhanger am Ende wäre meines Erachtens nicht nötig gewesen, aber so ist das wohl üblich bei derartigen Serien.
Lucinda Riley, Die sieben Schwestern. Hörverlag 2015.
Zur Rezension des zweiten Bands: Die Sturmschwester
Friday, August 03, 2018
Jean-Luc Bannalec - Bretonische Geheimnisse
Nach Bretonische Flut und Bretonisches Leuchten ermittelt Dupin in Bretonische Geheimnisse in seinem nunmehr siebten Fall. Eigentlich soll er nur eine kurze Befragung eines Wissenschaftler für seinen Kollegen aus Paris durchführen, während er mit seinem Team für einen Betriebsausflug in der Gegend des sagenumwobenen Waldes von Brocéliande ist. Doch leider findet er den Wissenschaftler ermordet in seiner Küche liegend - und wird kurzerhand zum Sonderermittler ernannt. Dabei will er doch eigentlich nur mit Claire in ihrer neuen gemeinsamen Wohnung Kisten auspacken und das Leben genießen! Da hilft nur, den Fall so schnell wie möglich zu lösen.
Das ist gar nicht so einfach, denn die Ereignisse überschlagen sich: In der Gruppe von Artus-Forschern, denen der Tote angehörte, sagt niemand die Wahrheit, alle verbergen etwas und gleichzeitig gibt es weitere Tote... Ohne die Unterstützung durch Nolwenn, Kadeg und Riwal geht da nichts, gemeinsam kommen sie aber dem Täter auf die Spur.
Bretonische Geheimnisse wartet mit all den guten Komponenten der Reihe auf: Ein schnelles Tempo, eine fundierte Ermittlung, die vertrauten Charaktere mit ihren Eigenarten, die sich wunderbar ergänzen, schöne Landschaftsbeschreibungen und eine gute Portion bretonischer Mythen und Geschichten. Das macht diesen Band zu einem bretonischen Lesevergnügen, wie die Fans der Reihe es sich wünschen.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Geheimnisse. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2018.
Das ist gar nicht so einfach, denn die Ereignisse überschlagen sich: In der Gruppe von Artus-Forschern, denen der Tote angehörte, sagt niemand die Wahrheit, alle verbergen etwas und gleichzeitig gibt es weitere Tote... Ohne die Unterstützung durch Nolwenn, Kadeg und Riwal geht da nichts, gemeinsam kommen sie aber dem Täter auf die Spur.
Bretonische Geheimnisse wartet mit all den guten Komponenten der Reihe auf: Ein schnelles Tempo, eine fundierte Ermittlung, die vertrauten Charaktere mit ihren Eigenarten, die sich wunderbar ergänzen, schöne Landschaftsbeschreibungen und eine gute Portion bretonischer Mythen und Geschichten. Das macht diesen Band zu einem bretonischen Lesevergnügen, wie die Fans der Reihe es sich wünschen.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Geheimnisse. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2018.
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